Frank Nussbücker: Was lange währt, wird endlich Tor – Union holt Punkt gegen Eintracht Frankfurt

Union Berlin holt Punkt gegen SGE

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Nun also stand uns mit Eintracht Frankfurt eine der lautesten Fanszenen samt einer der stärksten Mannschaften als Gegner ins Haus. Meine Dauerkarte war – im Gegensatz zu mir – auf der Gegengerade, während ich in Mecklenburg auf der Männerschnupfen-Pritsche lag und mit gedrückten Daumen die Übertragung im Radio verfolgte. Pyro im Gästeblock ist das erste, was mir der Kommentator vermeldet. „Wir sind Unioner, wir sine die Kranken!“, klingt es von den Rängen.

Frankfurt greift derweil an, doch Rothe grätscht das Ding raus. Schon wieder die Eintracht, und jetzt ist es Aljoscha Kemlein, der per Kopf klärt. Die nachfolgende Ecke wird von lauten Pfiffen begleitet und bringt unserem Gegner zum Glück nichts ein. Jetzt Union, Hollerbach an der Grundlinie, schickt den Ball ins Zentrum auf Rothe, der die Pille knapp neben den Kasten setzt. Eine Chance für uns, und schon ackert der junge Blondschopf wieder nach vorn.

Strafraum-Flipper zur Frankfurter Führung

Der Gästeblock kommt übers Radio verdammt laut rüber, da endlich antworten Waldseite und Gegengerade: „1. FC Union Berlin – und alle!“ Aufm Rasen gelingt beiden Mannschaften nicht wirklich viel, wobei die Gäste jetzt stärker wirken. Zwei verschiedene Trommel-Rhythmen künden vom Kampf auf den Rängen, hier steckt auf beiden Seiten ordentlich Power drin. Ecke Frankfurt, gefolgt von etwas, was der Kommentator „Ballstafette der Unzulänglichkeit“ auf der einen, und „Fehlerkette in der Abwehr“ auf der anderen Seite nennt.

Viermal bekommen wir den Ball nicht richtig geklärt, bevor das Spielgerät irgendwie zu einem anderthalb Meter vorm Tor warum auch immer völlig freistehenden gegnerischen Spieler kommt. Der scheint verdutzt ob der sich ihm hier aus fast heiterem Himmel bietenden Einschuss-Chance. Doch er ist lange genug Profi, um das Ding über die Torlinie zu befördern. Eine aus Sicht des Kommentators nicht wirkliche Torchance der Eintracht sorgt dafür, dass wir hinten lieben. Nee, oder?

Ränge duellieren sich

Unsere Ränge bleiben laut, die Unioner aufm Rasen am Ball: Hollerbach ins Zentrum, Ecke Union! Abgewehrt, aber gleich noch eine hinterher – der Abschluss streicht zwei, drei Meter am Tor vorbei. Auf den Rängen besingen die Gäste einen besonders „liebevollen“ Umgang unsere Heimatstadt, bevor sie mit „Wir sind eure Hauptstadt, ihr Bauern!“, die hier einzig mögliche Antwort erhalten. Wild und laut prallen die Gesänge gegeneinander, bis Unsere mit dem „Eisern!“ „Union“-Wechselgesang die akustische Hoheit erringen.

Aufm Rasen hört sich das Ganze für mich mehr und mehr nach „Union bemüht sich“ an. Schon ist Frankfurt durch, doch Freddy rettet mittels Parade, zudem sei das Ganze abseits gewesen. Unser Keeper ist dennoch sauer auf deine Vorderleute. „Hurra, hurra, die Frankfurter sind da!“ skandiert der Gästeblock, „Kämpfen und Siegen!“, heißt es von den Unseren. Die Dramatik kommt überwiegend von den Rängen. Aufm Platz warten beide Mannschaften auf den nächsten Fehler des Gegners.

Zwei Eiserne Chancen

Ein Konterversuch der Unseren verpufft. Kurz danach zieht Vertessen aus gut 20 Metern ab, doch der Keeper kann den Ball zur Seite wegfausten. Der nächste Konter der Eintracht wird mit einem taktischen Foul gestoppt, Gelb für Kemlein. „Union, Union!“, beschwören unsere Ränge unser Team und den großen Fußballgott. Einige Angriffe später passt Vertessen flach nach innen auf Rothe, der das Spielgerät aus wenigen Metern übers Tor befördert. Das wäre es doch nun wirklich gewesen!

 

 

Und weiter stürmt Union, Ecke, noch eine – und irgendwann auch wieder die Frankfurter. Doch Vogt passte auf, wunderbar! Unser Konter scheitert aufgrund eines Fehlpasses. Warum nur kriegten wir vorhin den Ball nicht raus und gerade eben nicht rein? Die Frankfurter Führung erscheint mir verdammt glücklich für unseren Gegner. „Kämpfe Union, Kämpfe!“ Der gegnerische Keeper braucht aufreizend lange für seine Abstöße, und schließlich ist Pause.

Zweite Eiserne Druckwelle

Halbzeit 2 beginnt erneut mit einer Einlage aus dem Gästeblock. Diesmal hüllen sie sich in Rauch, der den Anpfiff allerdings nicht verzögert wie im ersten Durchgang. Unsere Mannschaft lässt sich ebenfalls nicht einnebeln, sondern ackert sofort konsequent nach vorn. Rothe, oder ist es Hollerbach, wirft sich in den heranfliegenden Ball – und verzieht, die nächste Großchance! Schon fliegt der Jungsche erneut heran, doch zwei Frankfurter können ihn stoppen.

Als nächster versucht sich Käpten Trimmel: Aus 18 Metern zieht er ab und haut das Spielgerät an den Innenpfosten, von wo aus das Mistding in aller Seelenruhe vorbei am anderen Pfosten weit, weit weg ins Toraus rollt. Ist das physikalisch möglich? In jenem Fall in diesem Spiel! Unsere drücken, gewinnen Bälle im Mittelfeld – da unterläuft uns ein Fehlpass, der zum Frankfurter Konter führt. Nichts da, Freddy nimmt den Ball auf. „He Eintracht Frankfurt“ ringt derweil mit „Eisern Union“.

Ausgleich nach inständigem Gebet

Die Frankfurter überstanden unsere Druckphase unbeschadet. Sie ziehen sich etwas zurück, dann bekommen sie im Vorwärtsgang einen Freistoß. Zu „Wir lieben Union, jawoll!“ schnappt sich der gerade eingewechselte Robert Skov von einem Frankfurter den Ball. Diesen am Fuß, gewinnt er viele Meter, bevor er ihn nach links zu Benedict Hollerbach passt. Der chipt die Pille über den herauslaufenden Frankfurter Keeper passgenau ins rechte Toreck. Wunderbar, oder?

 

 

Denkste! Dem kurzen Jubel aller Rot-Weißen folgt Hollerbachs inständiges Beten. Der Schiri hob wie ein Frankfurter Abwehrspieler den Arm, entschied auf Abseits. Der VAR schaltet sich ein. Das dauert seine Zeit, der Schiri steht neben dem Frankfurter Keeper. Dann erhält er via Headset das soeben gefallene Urteil, das Tor zählt! Nun endlich kann Götz Geserick in unserem Anzeigehäuschen die 1 in unser Torfach stecken, entlädt sich der Unioner-Jubel ohne Abbruch. Der längst fällige Ausgleich war nun tatsächlich doch noch gefallen.

Union in Überzahl

Kurz darauf ein Frankfurter Freistoß aus 18 Metern, den Meister Rønnow jedoch sicher aus der Luft pflückt. Dann wieder unsere Mannschaft, zu „Auf geht’s Unioner, schießt ein Tor!“ zelebrieren sie eine Ecke. Ihr folgt ein Seitfallzieher, welcher das Spielgerät leider nicht in die Maschen befördert. Nunmehr entfaltet sich ein munterer Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Frankfurt fängt sich zwei Gelbe dicht hintereinander, und für den Erringer der letzteren galt die alte Floskel: „Der hatte schon…!“

Unter Protesten, dem bald nach Abpfiff ein offizieller Protest seines Vereins folgt, geht er vom Platz, herzlich verabschiedet von unseren Rängen. Ich Pessimist indes denke bei mir: Frankfurt die Schlussviertelstunde in Unterzahl – geht das gut? Es folgen Frankfurter Wechsel und zwei Gelbe Karten für uns, dazu eine für die Frankfurter Bank. Widerstreitende Gesänge auf den Rängen, dazu Freistoß Frankfurt aus bester Position nach unserer letzten Gelben. Kopfball übers Tor, von den Rängen erklingt unser Mantra.

VAR-Finale vom Unfeinsten

Schon beginnt die vierminütige Nachspielzeit. Sie ist halb vorbei, als die Frankfurter in ihrem Strafraum einen eigentlich geklärten Ball wieder scharf machen. Er tropft von einem ihrer Spieler ab, Tim Skarke ist dran, dreht sich um den Mann und netzt die Pille eiskalt ein! Verdammt, unsere Mannschaft drehte das Spiel! Wieder ist der Jubel riesig – und wieder wird er gestoppt. Diesmal etwas später und mittels VAR, richtig? Der sah weit, weit zuvor eine wohl hauchdünne Abseitsstellung – und kassiert unseren Treffer ein.

Unsere versuchen es weiter, und Frankfurt bekommt nochmal einen Freistoß, dann ist das Spiel zu Ende. Ich freue mich riesig über den Punkt und noch heftiger über die Moral unserer Mannschaft. Übel ist und bleibt, dass immer mehr Tore erst im Nachgang gegeben oder zurückgenommen werden. Nur mit Schiri wäre unser erstes Tor kassiert und das zweite gegeben worden, liege ich da richtig? Ich nehme positiv mit, dass sich unsere Mannschaft hier zu keiner Zeit einem wie auch immer gearteten Schicksal fügte und bis zum Schluss hellwach blieb. Punkt 15 jedenfalls ist im Kasten, Eisern heißt dit!


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