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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Die nackten Zahlen sind ein Horror, wenn man sich die aktuelle Tabelle vor Augen hält. Acht Siege stehen 17 Niederlagen und 5 Remis gegenüber – Platz 14 in der Bundesliga. So langsam ist man als Unioner ratlos, denn von den einstigen Tugenden, die uns ausmachten, ist momentan nur recht wenig zu sehen. Das zeigt auch die Anzahl der Gegentore, die wir schlucken mussten. 50 an der Zahl.
War doch unsere Defensive seit dem Aufstieg ins Oberhaus des deutschen Fußballs unser Prunkstück, so verkümmert diese immer mehr. In der Offensive sieht es noch katastrophaler aus, denn wir bringen den Ball kaum noch im gegnerischen Kasten unter. Lediglich 26 Treffer sind uns gelungen.
Werte, die eigentlich ein Absteiger aufweisen würde. Momentan profitieren wir von den Unzulänglichkeiten der Konkurrenz. Darmstadt 98 steht am Tabellenende und hat sogar nur 3 Erfolge in der laufenden Saison feiern dürfen. Die Lilien dürften als erster Absteiger so gut wie sicher feststehen.
Beim 1. FC Köln kann man ebenfalls davon ausgehen, dass der Klassenerhalt eine Mammutaufgabe wird. Einzig der VfL Bochum und vor allem der 1. FSV Mainz 05 könnten uns noch auf den Relegationsplatz schicken. Gegen beide Klubs muss Union Berlin noch ran und da muss Zählbares herausspringen.
Jetzt geht es erstmal am Sonntag auswärts bei Borussia Mönchengladbach weiter. Mit 31 Punkten sind die Fohlen lediglich zwei Zähler von uns entfernt. Ein Punkt in Gladbach würde uns bereits helfen. Ein Sieg würde bedeuten, dass wir einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen würden. Die Frage ist nur, wer soll die Tore erzielen?
Nur eine Woche später kommt es zum ersten Sechs-Punkte-Spiel zuhause an der Alten Försterei gilt es, dem VfL Bochum den Dreier abzuknüpfen. Der 1. FC Köln folgt am 33. Spieltag und auch hier müssen Punkte mit. Gewinnen wir diese beiden Partien, dann können wir mit einem weiteren Jahr in der Bundesliga rechnen. Es sind Zahlenspiele, auf die wir eigentlich alle keine wirkliche Lust haben.
Man kann es drehen und wenden, wie man möchte, denn am Ende müssen wir Tore erzielen. Und in der aktuellen Verfassung wird dieses Unterfangen schwierig. Bis zum Ehrentreffer von Yorbe Vertessen gegen den FC Bayern München, wartete man mehr als 6 Stunden auf einen Torerfolg. So kann es nicht weitergehen. Trainer Nenad Bjelica hat unlängst den Abstiegskampf ausgerufen, nur muss man sich fragen, ob die Spieler dies begriffen haben?
Aus meiner Sicht ist es nicht der Fall, denn nach vorne ist das Team zu harmlos und nach hinten hat man sich zwar stabilisert, doch unsere Grundtugenenden sind nicht konsant genug. Mit 26 Treffern in 30 Spielen, hat nur der 1. FC Köln mit 25 Toren noch weniger eingenetzt als Union Berlin. Selbst die Darmstädter haben 30 Treffer erzielen können. Unsere Offensive findet im Grunde nur auf Sparflamme statt. Traurig mitanzusehen, dass Bjelica mit Chris Bedia einen Stürmer im Winter bekam, der bis dato in der Rückrunde auf müde 58 Spielminuten kommt.
Es dürfte wohl Bjelicas Geheimnis bleiben, weshalb er nicht auf den Ivorer setzt. Gerade jetzt, wo sich Union Berlin knietief im Abstiegskampf befindet, wäre es eine Chance, dem 28-jährigen Mittelstürmer das Vertrauen zu schenken. Ja, ich weiß, dass wir nicht einen Spieler oder auch einen Trainer als Sündenbock ausmachen und das soll es auch gar nicht sein. Viel mehr hinterfrage ich die Personalentscheidungen, die Bjelica trifft.
Für 2 Millionen Euro holte man Chris Bedia von Servette FC, der dort immerhin in der laufenden Spielzeit in 17 Partien satte 10 Tore schoss und 3 weitere Treffer auflegen konnte. Kaum in Deutschland gelandet, bekam die 1,90 Meter große Sturmkante im Grunde keine Chance, sich zu zeigen. Anpassungsschwierigkeiten gibt es immer und dass sich ein Spieler im Training zeigen muss, um Spielminuten zu bekommen, dürfte uns allen klar sein. Nur was sind die aktuellen Gründe, weswegen Bedia nicht zum Zuge kommen darf? Gegen den FC Bayern stand der Mittelstürmer nicht einmal im Kader. Er durfte sich die Partie von der Tribüne aus anschauen.
Was ich damit sagen möchte: Wir haben einen Stürmer in der Hinterhand, der für uns alle eine Wundertüte darstellt und anstatt ihn von der Leine zu lassen, pendelt er zwischen der Ersatzbank und der Tribüne. Was soll denn noch schiefgehen, wenn man ihn spielen lassen würde, wenn wir uns eh schon schwertun, überhaupt Treffer zu erzielen? Richtig, es kann nicht noch schlimmer werden.
Ebenso ist es für mich unverständlich, warum Yorbe Vertessen zwischen Startelf und Ersatzbank pendelt. Der Belgier hat bereits gezeigt, wozu er in der Lage sein kann. Ihm mehr zuzutrauen, wäre aus meiner Sicht der richtige Weg. In 10 Spielen traf er immerhin zweimal und bereitete ebenso viele Treffer vor.
Natürlich sind wir alle viel zu weit weg, um schlussendlich die Entscheidungen Bjelicas verstehen und beurteilen zu können. Trotzdem können wir sachlich Dinge hinterfragen und auch unseren Unmut über die aktuelle Situation in einem fairen und sachlichen Ton zum Ausdruck bringen. Es geht nicht darum, jemanden zum Sündenbock zu machen, sondern viel mehr darum, Entscheidungen des Trainers zu hinterfragen.
Fakt ist, mit den zuletzt gezeigten Leistungen wird es ganz schwer, den Klassenerhalt zu feiern. Es müssen Treffer erzielt werden und Chancen kreiert werden. Aus dem Spiel heraus fabriziert Union Berlin in dieser Spielzeit 321 Flanken. Damit liegen wir gemeinsam mit dem FC Augsburg auf Platz zwei in dieser Statistik. Der 1. FC Köln hat 399 Flanken geschlagen – dies der vollständigkeitshalber. Wie kann es also sein, dass wir mit diesem Wert, so wenige Treffer erzielen?
Für uns als Laien, die eventuell doch ein bisschen mehr von unserem Sport verstehen, stehen doch die Fragezeichen in den Augen. Gegen den FC Bayern haben wir uns innerhalb von 16 Minuten quasi abschlachten lassen. Selbstverständlich konnte niemand einen Sieg gegen den entthronten Meister erwarten, aber wir können doch erwarten, dass sich die Mannschaft im Abstiegskampf zerreißt. Und genau das fehlt mir in diesem Jahr.
Läuferisch kann man dem Team nichts vorwerfen, denn bei dieser Wertung sind wir in der Liga spitze. Nur reicht es nicht, wenn wir unsere anderen Tugenden nicht auf den Rasen bekommen. Im Grunde müssen wir hoffen, dass die Konkurrenz sich weiterhin recht glatt anstellt, wir die Punkte gegen Köln und Bochum einfahren und diese Saison über dem Strich abschließen. Der Sommer kann also nur besser werden und evtl. besinnt man sich auch in der Führungsetage auf unsere Fähigkeiten, die uns in den letzten Jahren so stark werden ließen. Spieler zu holen, die woanders scheiterten, uns aber nach vorne bringen. Dieses Konzept ging in der Vergangenheit auf und daran sollte man anknüpfen, wenn die Kaderplanung für die nächste Saison ansteht.
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024