Frank Nussbücker: Endlich wieder im Block - Union Berlin besiegt TSG Hoffenheim

Union Berlin Sieg über TSG Hoffenheim

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Alle Wut und Traurigkeit ob Julians Weggang änderten keinen Fatz daran, dass ich es spätestens am Spieltag-Morgen partout nicht mehr erwarten konnte, endlich wieder selbst ein Teil des Eisernen Irrsinns zu sein: Die von Station zu Station immer praller rot-weiß-gefüllte S-Bahn, im Coé erste Umarmungen, Eingrooven – endlich ab ins Wohnzimmer! Zum Barkas am Denkmal, eine kräftige Suppe mit Bocki, dann in den Block! Die Nachbarn begrüßen, mit ihnen bangen, singen, flüstern & schreien bis zur Heiserkeit nach Abpfiff!

Wie heißt der Gegner? Na und! Ich gehe zu Union. Keine Tabelle noch Liga der Welt sorgen dafür, dass ich jedem Wohnzimmerbesuch derart entgegenfiebere. Es ist diese urige Mischung aus Bratwurst- und Bierduft, das Singen im geilsten Massenchor diese Welt nebst dem tief gefühlten Wissen, dass hier der Ort ist, an dem wir „gewinnen, selbst wenn wir verlier’n“! Noch 13 Zähler fehlten an der magischen 40, nach der es gerne weitergehen kann mit der Punktejagd. Das wichtigste aller Spiele war wie immer das heutige, also Attacke!

Die Trommeln übersingen

Beim Warmmachen der Spieler gewahre ich: Rani und Genki in der Startformation, aber wo ist Kevin Behrens? Christian begrüßt mit Ralf Sträßer einen ehemaligen Oberliga-Torschützenkönig und mit „Meter“ Hendel einen allzeit unvergessenen Unionhelden im Stadion, dann geht bei Eisernet Lied und Hymne gleich mal die Post ab. Vorm Anpfiff ein Gedenkapplaus für Pelé. Anschließend trommelt der heute mal wieder kleine Gästeblock, von uns überrollt mit „Eisern Union!“

Der Ball rollt nun auch, die Stunden der Wahrheit haben begonnen. „1. FC Union Berlin – und alle!“, während die SAP-Leute versuchen, sich unserem Tor zu nähern. Unsere erobern den Ball, doch sie holen ihn zurück, müssen aber hintenrum spielen. Sie holen eine Ecke, die wirkt gefährlich, anders als die direkt folgende zweite. Unsere greifen an, knapp drüber, „Eisern Union!“ Im Gästeblock hüpfen sie, „Auf geht’s Union, kämpfen und siegen!“

Eine handgreifliche Einladung zur Führung

In der 8. Minute stockt mir der Atem, als die Hoppenheimer plötzlich frei vor unserem Tor auftauchen – zum Glück machen sie nichts draus, Bitte nicht nochmal! Mitten in unserer Bella-Ciao-Version steckt mir Steini Senior: „Dit wird schwer heute!“ Die nächsten Gesänge kommen etwas müde. Nachdem der Gegner mal wieder fast durchkam, ein schneller Eiserner Konter – Schade, Jordan kann ihn nicht im Netz unterbringen.

Wow, der Schiri gewährt uns einen Freistoß: „Auf geht’s, Unioner schießt ein Tor!“ Der Ball kommt gut in den Strafraum, aus dem ihm eine Faust mit blauem Ärmel beherzt rausfaustet. Die Gästespieler bestürmen den Schiri, aber einen derart klaren Hand-Elfmeter kann uns selbst dieser Herr nicht verweigern. Jordan läuft an, inklusive mehrerer Verzögerungen, um die Pille beherzt links gegen den Pfosten zu befördern. „Eisern Union!“, gefolgt von „Eine Abwehr aus Granit…“

Eiskalt erwischt

Warum musste er das Ding treten? Keine Zeit zum Hadern, Freistoß für die Gäste aus bester Position – Frederik Rønnow klärt zur Ecke, vielen Dank, Keeper! „Die sind immer wieder schneller!“, schimpft einer neben mir, Es folgt unser Schalgesang, mein Nachbar zur Linken reicht mir das Ende seines Halsschmucks, da kann ich Stift und Notizbuch in der Rechten behalten. Wieder stürmt der Gegner in Richtung unseres Tors, wieder zwei Freistöße – und schließlich ein schneller, knackiger Angriff- Keine Chance für Frederik, unser Tornetz zappelt, zwei Minuten vor der Pause.

 

 

Die Halbzeit wird dann doch noch 4 Minuten länger, aber es bleibt dabei, wir liegen hinten. Wumme landet mit „Yellow Submarine“ mal wieder einen Volltreffer! Wir singen den Refrain mit Union-Text in die 2. Halbzeit hinein. Trimmi kommt auf seiner rechten Seite, erkämpft unseren ersten Eckball! Die kommt von links, der Schuss geht knapp am Pfosten vorbei, abgefälscht, Ecke Nummer 2! Der direkt folgende 3. Eckstoß kommt von rechts, also getreten von Trimmi, „Hinein, hinein, hinein!“

Eiserne Dauerpower auf Rasen und Rängen

Leider nicht, genau wie Ecke Nummer 4. Nummer 5 schließlich landet in den Armen des Torwarts. Wann erlebten wir je 5 Eckstöße hintereinander? Noch immer liegen wir hinten, aber unsere Mannschaft will das so offenbar nicht stehen lassen. Auch wir auf den Rängen werden jetzt lauter – und Trimmi vorm Tor, zieht drüber, ist nicht ganz sein Ding, seine Position. Weiter geht’s, Ecke für uns, Jordys Schuss weit drüber. Union am Ball, Union im Zweikampf, Union greift an!

68. Minute, wieder ein Schuss unseres unermüdlich nach vorn ackernden Käptens, schade! Urs bringt neue Leute, Behre und Seguin für Jordan und Genki. Ein Gästespieler fällt gekonnt, aber niemanden interessierts. Angriff Union, der Keeper klärt zur Ecke. Mann, ist der gut! Trimmi tritt das Ding, punktgenau auf Danilho Doekhi – ja verdammt: Biere fliegen, jemand malträtiert meine Melone, „Tor – für den 1. FC Union Berlin!“ Und sie wollen mehr, sofort wieder Attacke, nur knapp nebens Gehäuse. Der Gegner wackelt, der Gegner taumelt – und greift auch mal wieder an. Eckball immerhin, wir können klären.

Und wieder fliegen die Biere

„1. FC Union Berlin – und alle!“ Und alle, gefühlt wirklich alle ackern weiter. Nächster Doppelwechsel, Leweling und Öztunali stürmen auf den Rasen. „He FC Union, olé, olé FC Union!“ Ecke für uns, „Hinein, hinein!“ Wieder passt der von Trimmi getretene Standard genau für Abwehrmann Doekhi, weder zappelt das Netz, geraten wir augenblicklich in Ekstase. Der Lange hinter mir trommelt ein astreines Solo auf mein Hut-Dach, wie dankbar sind wir alle für dieses Eiserne Aufbäumen!

Die Nachspielzeit beträgt 4 Minuten, und Hoppenheim bekommt noch zwei Freistöße. Mir stockt der Atem, doch diese unsere Mannschaft lässt hier nichts mehr anbrennen. Wie heißt die beste Verteidigung? Richtig, Gegenangriff – gekrönt von Tor Nummer 3 durch Jamie Leweling, Herzlichen Glückwunsch zum ersten Saisontor, herzlichen Glückwunsch 1. FCU zu dieser 2. Halbzeit. Nennt mich einen Träumer, aber ich sage: Wir auf den Rängen setzten heute den i-Punkt auf Urs‘ Halbzeitansprache, und unsere Spieler zeigten verdammt eindrucksvoll, was als Mannschaft in ihnen steckt. 30 Punkte, Eisern heißt dit!


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