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Bildquelle: Textilvergehen [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Paukenschlag An der Alten Försterei, denn Sebastian Polter wird den 1. FC Union Berlin im Sommer verlassen. Seine Entscheidung steht und ist im Grunde auch schlüssig dargelegt. Der Publikumsliebling hat unter Trainer Urs Fischer eigentlich kaum eine Chance, in die Startelf zu rutschen oder gar auf Einsatzminuten zu kommen, die es ihm erlauben, Chancen zu kreieren, Tore zu schießen und sich dem Konkurrenzkampf im Angriff zu stellen.
Der 28-jährige traf seine Entscheidung und ließ diese im Interview mit der Morgenpost der gesamten Union-Familie zukommen. Polter, der erstmalig im Spätsommer 2014 vom 1. FSV Mainz 05 zu den Eisernen wechselte, schlug auf Anhieb ein.
Allerdings sollte das Engagement nicht lange anhalten, da er nur leihweise beim FCU unter Vertrag stand. Mainz 05 transferierte den Mittelstürmer 2015 weiter zu den Queens Park Rangers, wo er in 56 Partien 11 Treffer schoss und 8 weitere Tore vorbereitete. Lange Zeit träumte man in Köpenick von einer Rückkehr des Torjägers, der noch immer Kult-Status bei den Eisernen genoss.
Der Traum wurde wahr und so holte man Polter im Sommer 2017 für 1,6 Millionen Euro zurück zum 1. FC Union Berlin. Mit seinem Kampfeswillen, Einsatz, Leidenschaft und natürlich auch mit seinen Treffern wusste er zu überzeugen. Tugenden, auf die man bei Union Berlin besonders stolz ist. Polter verkörpert sie, auch wenn er nach dem Aufstieg in die Bundesliga nur zu selten Gelegenheit dazu bekam.
Im Kampf um einen Platz in der Startelf kam der ehemalige U21-Nationalspieler nicht wirklich an Sebastian Andersson vorbei, der bei Urs Fischer fast immer die Nase vorn hatte. Nun reicht es Sebastian Polter, der gegenüber der Morgenpost seinen Abgang bestätigte. Die Rede ist von fehlender Wertschätzung gegenüber seiner Person und wenn man die letzten Monate Revue passieren lässt, dann muss man dem Angreifer rechtgeben.
Auf die Frage, ob er sich unfair behandelt fühlt antwortet Sebastian Polter: „Aber nach allem, was ich für den Verein in den vergangenen fast dreieinhalb Jahren und auch in meiner ersten Union-Zeit 2014/15, als ich von Mainz ausgeliehen war, getan habe, fehlt mir die Anerkennung im Verein.“
Ferner spielt auch jede Menge Frust mit, denn in den beiden Relegationsspielen gegen den VfB Stuttgart durfte die Sturmkante nicht eine einzige Minute ran. Polter zur Morgenpost: „Ich durfte keine Minute in der Relegation spielen, das vergisst man auch nicht so einfach.“
Insgesamt kam Polter bisher nur auf 275 Spielminuten in der Bundesliga, in denen er immerhin zwei Tore erzielte und zwei weitere Treffer vorbereiten konnte. Dennoch ist dies zu wenig für den ehrgeizigen Mittelstürmer, der an insgesamt 11 Partien mitwirken durfte. Dies sieht auch Polter so: „Damit kann ich definitiv nicht zufrieden sein. Ich habe mir alles andere vorgestellt als diese mickrigen Minuten, das muss man leider so sagen.“ Zuletzt durfte er vier Minuten gegen Bayer 04 Leverkusen ran (1 Torvorlage). Davon waren es 8 Minuten, die ihm Trainer Fischer gegen RB Leipzig zugestand.
Ein Spiel über 90 Minuten lässt sich in seiner Saisonstatistik nicht vorfinden. Polter ist enttäuscht und das zurecht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Sturmkollege Sebastian Andersson seit dem 14. Spieltag auf seinen nächsten Treffer wartet. Der Doppelpack gegen den 1. FC Köln im Dezember war das letzte Ausrufezeichen, welches der Schwede setzen konnte.
Selbst Anthony Ujah bekam öfter das Vertrauen des Trainers geschenkt als Polter. 16 Einsätze in der Liga und drei Auftritte im DFB-Pokal – so die genaue Statistik. Polter hingegen musste sich im Pokal mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben. Es scheint so, als würde Urs Fischer nicht auf das Können von Polter vertrauen. Jedenfalls nicht in der Bundesliga, auch wenn der Rechtsfuß bereits vor seiner Zeit bei den Eisernen Erfahrungen im Oberhaus des deutschen Fußballs sammeln konnte.
Die Zeichen stehen auf Trennung und jeder, der Polter kennt wird wissen, wie schwer es ihm wohl gefallen sein muss, die Trennung für den Sommer auszusprechen. Angesprochen auf seine aktuelle Vertragssituation spielt auch bei diesem Thema jede Menge Frust mit, denn ein Angebot zur Vertragsverlängerung gab es bisher noch nicht.
Polter: „Ich habe mit Herrn Ruhnert im Wintertrainingslager zusammengesessen, da wurde mir aber kein Vertragsangebot unterbreitet, sondern lediglich eine Gesprächsankündigung.“ Diese Gesprächsankündigung wird jedoch ohne Sebastian Polter stattfinden, denn es geht ihm um Wertschätzung. Immer wieder fällt dieses Wort… Ein Wort mit so viel Bedeutung. Wertschätzung, die ihm fehlt.
„Wenn du einen Spieler behalten möchtest, dann sagst du ihm frühzeitig, worum es geht. Das betrachte ich als Wertschätzung…“ und weiter: „Solch ein Angebot ist aber nie gekommen. Für mich ist aber ganz klar, dass ich solch eine Gesprächsankündigung nicht einmal wahrnehme. Deshalb ist für mich die Zeit gekommen, um zu sagen: Im Sommer ist Schluss mit Union.“
Ein pikantes Detail gab der Stürmer im Interview mit der Morgenpost preis. Bereits im Sommer soll man ihm „nahegelegt haben“, den Verein zu verlassen. Im Grunde ein Unding, nachdem was Polter für den Verein tat. Immerhin kommt Polter auf 102 Einsätze, in denen ihm 46 Treffer und 16 Torvorlagen gelingen sollten.
Zeiten ändern sich leider und man kann mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass den Eisernen ein echter Typ fehlen wird. Einer, der kämpft, mit dem Verein leidet, andere ansteckt und jemand, der ohne Wenn und Aber alles für den Klub gibt. Eben eine Identifikationsfigur! Man darf nur hoffen, dass keine schmutzige Wäsche gewaschen wird, sobald die Trennung endgültig über die Bühne geht. In Köpenick wird er immer ein Unioner bleiben. Getreu dem Motto „Einmal Unioner – immer Unioner“.
Hier könnt geht es im Übrigen zum kompletten Interview: Sebastian Polter im Interview
Wer: Christopher Busse (35)
Wann:16.11.2024