Emotionen sind nur im Rahmen erlaubt – Stegemanns Rote für Fischer ist ein Witz

Lächerliche Rote Karte von Stegemann an Fischer

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Wer kennt ihn nicht? Urs Fischer, der wie ein HB-Männchen an der Seitenlinie tobt, auch wenn die Grashalme einen Zentimeter zu lang gewachsen sind, die Spieler ihre Positionen nicht exakt einhalten und auf Pressekonferenzen in aller Regelmäßigkeit jenen Presseleuten Wasserflaschen des Sponsors an den Kopf wirft, die ihm vom Spieltag zu Spieltag die gleichen Fragen stellen.

Nun ja, Urs Fischer ist genau das Gegenteil. Auch nach einem Spiel, behält unser Ruhepol seine Contenance. Stets sachlich – ungehalten nur dann, wenn ihm etwas gehörig gegen den Strich geht. Und auch diese Momente kann man recht selten beobachten. Ein Wunder eigentlich, denn bei der aktuellen Niederlagenserie müsste Urs genügend Gründe haben, gehörig deutlich zu werden.

Fischer nicht als Lautsprecher bekannt – Fingerspitzengefühl Fehlanzeige

Fischer kennt man als ruhigen, sachlichen und reflektierten Trainer, daher verwundert es doch sehr, wie es gestern zur Roten Karte kam. Nach Abpfiff handelte sich unser Coach eben jenen Karton ein. Warum fragt man sich?! Diesbezüglich dürften die meisten unter uns die Gründe seitens von Schiedsrichter Sascha Stegemann gelesen oder gehört haben.

Stegemann begründete seine Entscheidung gegenüber Sky im TV-Interview. Sinngemäß hieß es, dass Urs Fischer und Michael Gspurning „in konfrontativer Absicht, den Platz betraten, um den Schiedsrichter zur Rede zu stellen“. Das Regelwerk soll in solchen Fällen Anwendung finden. Fingerspitzengefühl ist nicht vorgesehen, so die Worte von Stegemann.

Emotionen ja, aber nicht gegenüber dem Schiedsrichter

Ja, ich habe die Vereinsbrille aufgesetzt und werde sie hier auch nicht absetzen. So wie du, du und du, bin ich Unioner und eben auch ein Fan des Fußballs. Ich schaue mir unsere Spiele an und eben auch Partien anderer Klubs, die Spannung garantieren. Stehen wir emotionslos im Stadion? Sitzen wir gefühlskalt auf der Couch und putzen dabei unsere Klatschpappe für den nächsten Auftritt? Sicherlich nicht, denn fast jeder von uns regt sich auf, fiebert mit und lebt hier und da sein „Tourette“ aus, welches an Spieltagen besonders gern zum Vorschein kommt. Ihr kennt es alle.

Hier und da ist man zu heftig und sieht einiges durch die Vereinsbrille, was völlig menschlich ist. Urs hatte gestern auch seine persönliche Vereinsbrille auf, was man ihm nicht verdenken kann, da er sich mit Union Berlin zu 1000% identifiziert. Es ist doch klar, dass er hier und da eine Aktion bzw. Entscheidung des Schiedsrichters erklärt bekommen haben oder einfach auch seinen Unmut äußern möchte. Dass dies in einem wichtigen Spiel auch mit Emotionen einhergeht, wissen wir doch alle. Auch die Regelhüter des DFB und deren Personal, welches diese umsetzen sollen.

Keine Beleidigungen gegenüber Stegemann gefallen

Sowohl Sascha Stegemann, von dem ich als Schiedsrichter wirklich nur sehr wenig halte, als auch Urs Fischer geben an, dass keinerlei Beleidigungen im Spiel waren. Allein schon, dass Fischer den Schiedsrichter zur Rede stellen wollte, wobei es wohl lauter gewesen sein soll, reichte aus, um ihm und Gspurning die Rote Karte zu zeigen. In was für einer Welt leben wir denn, wo es nicht mehr erlaubt sein soll, direkt nach Abpfiff, in dem Fall Stegemann, mit bestimmten Spielsituationen zu konfrontieren zu dürfen, ohne dafür belangt zu werden?

 

 

Für mich ist es absolut nicht nachvollziehbar. Was macht ein Steffen Baumgart, der tatsächlich wie Rumpelstilzchen an der Seitenlinie umherspringt, nach der Partie sicherlich nicht mit engelhafter Stimme den Schiedsrichter zur Rede stellt? Kurios, dass er noch nicht sanktioniert wurde. Finde ich aber gut, denn solche Typen braucht unser Sport. Jemand, der nicht Ja und Amen sagt, sondern auch aus sich herauskommt. Davon lebt doch der Fußball unter anderem. Oder schauen wir weiter in den Süden, wo ein gewisser Christian Streich oft genug ausflippt. Sei es während oder nach dem Spiel. Ginge man rein nach dem Regelwerk, müsste auch er regelmäßig sanktioniert werden, was ich persönlich als Schwachsinn empfände.

Wird mit zweierlei Maß gemessen?

Nun gut, Urs Fischer hat sich eine Rote Karte von Sascha Stegemann eingehandelt. Gleichzeitig gibt es keinen Platz für das Fingerspitzengefühl. Ansichtssache, oder? Wäre jeder Schiedsrichter so konsequent, dann hätten wir an jedem Spieltag mindestens einen Trainer, der mit Rot bedacht wird. Emotionen ja, aber bitte nicht auf und neben dem Platz. Zuhause oder auf dem Trainingsplatz wäre es erlaubt, aber nicht direkt nach dem Spiel. Welch´ einen Schwachsinn, hat man sich da nur ausgedacht?

Urs Fischer ist nun also für den DFB-Pokal erstmal gesperrt. Wie lange, wird sich noch herausstellen. Die Kollegen Schiedsrichter kennen ja die Trainer der Bundesligaklubs recht gut. Von daher wissen sie eigentlich auch, wie besonnen ein Urs Fischer im Normalfall ist. Dass sich Fischer im Nachgang entschuldigt, ist zwar löblich, aber aus meiner Sicht unnötig, da keinerlei Beleidigungen fielen, für die man sich hätte entschuldigen müssen. Dass er in „konfrontativer Absicht“ auf Stegemann zuging ist nicht erlaubt. Ebenso wenig war die Lautstärke Fischers Stegemann zu laut. Anders kann ich mir Urs´ Entschuldigung nicht erklären. Sei es drum!

Stegemann macht sich lächerlich

Ich für meinen Teil habe seit einiger Zeit das Gefühl, dass man auf gut Deutsch die Fresse zu halten hat und jede Entscheidung des Schiedsrichters hinzunehmen hat. Nein sorry lieber DFB – Emotionen im Rahmen, sei es negativer oder positiver Natur, gehören zum Fußball. Da spielt es auch keine Rolle, ob der 1. FC Salami-Gurke-Sandwich-Toast gegen Hinterauerbach spielt oder es sich um eine Partie der Profis handelt.

Über Respekt brauchen wir uns nicht unterhalten, denn das bringt eine gute Erziehung mit sich. Aber über Emotionen darf man sich sehr wohl unterhalten. Am Ende entscheidet der Schiedsrichter aufgrund des Regelwerks, bei den Unparteiischen sehr wohl ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl eingeräumt wird. So hat man sich gestern völlig lächerlich gemacht.


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