Erschreckend: Konstrukt Rattenball Leipzig harmlos? - Sind wir weichgespült?

Der Protest gegen RB Leipzig

Bildquelle: Steffen Prößdorf [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Vorab, es ist meine persönliche Meinung und anders als in 99% der Artikel und Berichte, die wir hier veröffentlichen, werde ich ganz bewusst nicht auf einen versöhnlichen oder gespielt freundlichen Schreibstil achten. Warum? Weil ich keine Lust auf diesen weichgespülten Mist habe, nur weil der eine oder andere es von den Machern eines Magazins erwartet.

Am Wochenende hatten wir nun die vermaledeite Partie bei den Rattenballern in Leipzig zu absolvieren. Dass dieses Konstrukt noch immer in der Bundesliga spielt, war leider abzusehen. Kein Wunder, denn der Plörre fabrizierende Bulle aus Österreich sorgt schon dafür, dass sich daran erstmal nichts ändern wird. Ich habe schon in der gesamten vergangenen Woche mein Tourette gespürt, welches ich in meinen eigenen vier Wänden auch gar nicht unterdrückte.

Red Bull ist ein Krebsgeschwür in sämtlichen Sportarten

Ja, mich kotzt dieses Konstrukt seit 2007 an und ich würde mein linkes Ei dafür hergeben, wenn es dazu führen würde, dass dieser elendige Virus von der Landkarte des deutschen Fußballs verschwinden würde. Hier und da mögen ein paar unter uns meinen Tonfall nicht verstehen/gefallen, was mir allerdings recht gleichgültig ist. Was mir aber nicht gleichgültig ist, ist die Verharmlosung von Red Bull und seinen Besitztümern im allgemeinen Sport.

Wie kann man denn den Mist, der aus Österreich gesteuert wird, tolerieren oder gar gutheißen? Sorry, aber ich verstehe es nicht. Manch einer rafft es nicht einmal, dass sich der Protest nicht gegen die Spieler richtet, die dort ihren Berufen nachgehen, sondern einzig und allein um das Modell, mit dem in Leipzig, New York, Salzburg, München und Co verschiedene Sportarten ausgebeutet werden.

Reichweite, Sichtbarkeit, Gewinne – Red Bull ist alles andere egal

Es geht nicht nur um den Fußball, sondern im Grunde um alle Sportarten, in denen Red Bull seine Finger im Spiel hat. Für die meisten von uns ist nun mal der Fußball vordergründig und eben nicht Eishockey und Co. Das Ergebnis ist unter dem Strich dasselbe: Marketing für die Plörre-Produkte des Konzerns aus Fuschl am See. Wäre Wetthäkeln im Mannschaftseiner zur See eine absolut populäre Sportart, dann würde man dieses beschissene Unternehmen auch dort vertreten wissen.

Ich möchte gar nicht in epischer Breite großartig darauf eingehen, weshalb ich für meinen Teil, und so geht es ja dann doch einigen, dieses perverse Konstrukt so derbe ablehne. Fakt ist jedoch, dass es doch nicht im Sinne eines fairen Wettbewerbs sein kann, dass sich ein Unternehmen einen Verein kauft, wahnsinnig viel Geld hineinpumpt, gleichzeitig darüber schwadroniert, es ginge nur um den sportlichen Erfolg, wenn es doch einzig und allein darum geht, die Reichweite, Sichtbarkeit und die Umsätze/Gewinne der Produkte, die zu Red Bull gehören, zu maximieren.

Wem hat man vor 2007 die Daumen gedrückt?

Wie kann man sich als Fan des Sports für so eine Scheiße prostituieren lassen? Muss ich nicht verstehen. In Leipzig passiert das alles unter dem Deckmantel, den Leuten in der Region Bundesligafußball zu ermöglichen. Was ein abgefuckter Blödsinn, denn einige unter den sogenannten RBL-Fans ist es gar nicht klar, dass sich Dietrich Mateschitz, wie eine Wanderhure anschickte, um beim TSV 1860 München, bei Fortuna Düsseldorf oder auch auf Pauli und Co einen Fuß in die Tür zu bekommen. Alles Klubs, die bereits in der Beletage des deutschen Fußballs vertreten waren. Diese Regionen brauchte man also nicht beseelen.

 

 

Und dann kommt man in Leipzig echt auf die Idee, dass man in gewisser Weise einzigartig sei? Im Ernst Leute? Hätte Mateschitz das Okay bei den genannten Klubs erhalten, dann würde in Leipzig noch immer kein Ball der Fußball-Bundesliga rollen. Wärt ihr dann Fans von RB Düsseldorf, RB 1860 München oder RB St. Pauli geworden? Wahrscheinlich nicht! Welchem Verein habt ihr denn vor 2007 die Daumen gedrückt? Eigentlich müsstet ihr euch schämen, denn Treue sieht anders aus. Es ist nur ein Grund von vielen, weswegen ich Euch gar nicht für voll nehmen kann.

Didi Mateschitz waren seine Mitarbeiter gleichgültig

Meint ihr wirklich, dass Mateschitz irgendwas für RB Leipzig übrighatte? Dem ging es nur um Kohle. Nun gut, Dosen-Didi ist nicht mehr unter uns, was mir ehrlich gesagt auch völlig gleichgültig ist. Sein Nachfolger, ich denke, es ist sein Sohn und eine thailändische Familie, die als Mehrheitseigner das Sagen über den Konzern haben, ist es doch ebenso gleichgültig, was in Leipzig passiert. Sollte der Standort Leipzig irgendwann nicht mehr attraktiv sein, dann wird eben der Stecker gezogen und die ganze Chose ist passé.

Es reicht bereits aus, wenn Dosen-Didis Nachwuchs oder auch die Thailänder Darlehen zurückfordern. Der „Verein“ kann die Kohle nicht zurückzahlen, ohne in die Insolvenz zu rutschen. Und dann darf man sich immer wieder den Schwulst des Neides geben. Was denn für einen Neid? Dass im Vordergrund ein Konzern ein Marketingspielzeug bedient, bei dem man jederzeit den Stecker ziehen könnte? Soll man wirklich auf einen Firmenpatriarchen eifersüchtig sein, der fast 300 Journalisten kündigte, weil sie einen Betriebsrat bei seinem TV-Sender Servus TV gründen wollten? Nun gut, die Kündigung nahm Onkel Didi wieder zurück! Warum? Weil die Belegschaft einknickte und auf jene Gründung verzichteten. Daran sieht man doch, dass in keines der RB-Unternehmen ein Mitspracherecht gewollt ist. Soll man auf solche Dinge missgünstig blicken? Auf einen Menschen, der rechts war, aber seine Produkte weltweit veräußerte? Auch daran erkennt man, dass es dem Geschäftsmann Mateschitz zu Lebzeiten nur um seinen maximalen wirtschaftlichen Erfolg ging.

Es ist kein Neid, der aus uns spricht

Neid ist es nicht, weswegen manche Rattenball Leipzig förmlich hassen. Nur rafft ihr das nicht? Ich finde es erschreckend, wenn ich teils Kommentare von Unionern lese, dass Begrifflichkeiten wie „Rattenball“ oder auch „Alle Bullen sind Schweine“ ihnen nicht genehm ist. „Ja, ich mag RB Leipzig auch nicht, aber die sind nun mal da“, „Die spielen schönen Fußball“, „Die Spieler und Fans sollte man nicht beleidigen“ – habt ihr mal darüber nachgedacht, dass weder die Spieler noch die „Fans“ des Konstrukts beleidigt werden, sondern der Weltkonzern, der hinter dem ganzen Gedöns steckt?

Sind wir mittlerweile so verweichlicht, dass man das nicht mehr aushalten kann? Was macht ihr denn im Stadion bitte? Also in unserem Wohnzimmer? „Schiri, du Fotze“, „Auf die Fresse. Auf die Fresse“ oder auch „Auf dem Spielfeld liegen Leichen mit aufgeschlitzten Bäuchen…“ – skandiert ihr das nicht auch? Regt ihr euch darüber genauso auf oder erfreut ihr euch darüber? Nutzt ihr das nicht als Ventil für den Frust, der sich in diesem Moment aufstaut? Wo ist also der Unterschied? Weil es sich hier um Rattenball handelt, was man mittlerweile immer öfter als Normalität ansieht? Sorry, aber da geht mir echt die Hutschnur auf.

 

 

Rattenball Leipzig bitte nicht mit dem FC Bayern & Co vergleichen

Der Punkt ist, dass es einige gibt, die absolut gegen RB Leipzig sind und dass es andere gibt, denen das schlichtweg egal ist. Mir ist es nicht egal, wie sich dieses Krebsgeschwür im Fußball einnisten konnte, den wir eigentlich alle lieben. Da braucht mir keiner mit Manchester City und anderen Klubs aus dem Ausland kommen, denn die sind nicht im deutschen Fußball vertreten. Auch braucht man hier nun weder Bayern München, Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg oder die TSG 1899 Hoffenheim als Beispiel anführen.

Vor allem Bayer Leverkusen, dessen Freund ich nicht bin, lässt sich kein Stück mit dem Mist vergleichen, den man am Reißbrett in der RB-Zentrale zu Fuschl am See skizzierte und umgesetzt hat. Warum? Weil Bayer Leverkusen aus einer Betriebsmannschaft entstammte. Es war eine Werksmannschaft des Konzern Bayer. Und auch mit dem FC Bayern und deren Sponsoren braucht mir keiner kommen. Weder Audi noch BMW oder was weiß ich, wer da noch alles Anteile an der Profisparte erworben hat, haben den Verein übernommen und wollen einzig und allein ihre Sichtbarkeit erhöhen. Und hört auf, einen Sponsor (Audi, Allianz usw.) mit einem Eigentümer (Red Bull) gleichzusetzen. Es sind zwei grundverschiedene Dinge. Ebenso kann ich diese Rotze nicht mehr lesen/hören, dass auch wir nicht für Umme spielen und auf das Geld angewiesen sind. Ja, wir sind auf die Kohle angewiesen, aber spätestens, wenn der Tag käme, an dem Du nicht mehr ins Stadion An der Alten Försterei gehst, sondern den 1. FC Tedi Berlin in der gleichnamigen Arena besuchst, wird dir der Unterschied zwischen einem Sponsoren und einem Eigentümer bewusst.

20 Mitglieder aus dem RB-Kosmos – 50+1 untergraben

Dass heutzutage nichts ohne Kohle geht, ist doch jedem klar. Dass man sich dies aber selbst erarbeiten sollte, dürfte doch ebenso klar sein. Nur weil Red Bull ein Schlupfloch fand, um einen Verein zu kaufen, um ihn im Profifußball zu etablieren, heißt noch lange nicht, dass 50+1 eingehalten wird. Wie soll es auch eingehalten werden, wenn es gerade einmal 20 Mitglieder gibt, die dazu auch noch handverlesen aus dem RB-Kosmos stammen? Ihr wisst selbst, was ich meine.

Ich kann sagen, dass ich all das hasse, wofür Rattenball Leipzig steht. Ja, ich habe diese Plörre auch mal getrunken. Ist nun rund 10 Jahre her und ich weiß, dass ich diesen ungesunden Mist seitdem nicht mehr kaufen. Das gilt im Übrigen für alle Energydrinks. Wie dem auch sei, ihr könnt euch weiterhin über meine Wortwahl echauffieren, aber wenn ihr es mit einem gesunden Sport haltet, den wir ja angeblich alle lieben, dann bringt bitte in Bezug auf den Protest gegen die Dosen einen ähnlichen Elan mit, wie ihr es macht, wenn ihr euch über die Wortwahl jener aufregt, die sich aus absoluter Überzeugung gegen das Konstrukt richten.

Gewalt ist kein Protest-Mittel

Eines ist mir noch wichtig, denn auch wenn man eine Abneigung hegt, so darf Gewalt kein Mittel sein, um seiner Ablehnung Ausdruck zu verleihen. Gewalt ist kein guter Berater – wissen wir doch alle, oder? Ich für meinen Teil werde weiterhin für das Einstehen, was ich an diesem Sport liebe. Ich werde mich nicht verbiegen, nur um irgendwelche Follower-Zahlen hochzuschrauben oder zu halten. Mich juckt es herzlich wenig, wenn sich Follower auf Facebook und Co verabschieden. Es ist mir gleichgültig. Warum jemand allerdings seinen Abschied in den Kommentarspalten unserer Facebookseite mitteilen muss, kann ich jedoch nicht verstehen. Dann gehe doch einfach und schließe die Tür leise.

Wegen meiner könnt ihr dann jetzt auch mit dem Shitstorm beginnen. Auch das ist mir relativ egal. Ich für meinen Teil bleibe stabil bei meiner Einstellung, dass der Dreck von Red Bull weder in Leipzig, New York, München, Salzburg etc. gut für jegliche Sportarten ist. Und nochmal: ich habe mich sehr bewusst für meinen heutigen Tonfall entschieden. Manchmal müssen Dinge ungefiltert raus.


Saison 2023/2024

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