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Bildquelle: Partonez [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Es gehört wohl zu den Plagen einer Sommer- oder Winterpause, dass derartige Themen wie die vegane oder tierische Füllung im Stadion veräußerter Wurstdärme derart in den Vordergrund geraten. Nachdem sich Presse und Volksseele ausgiebig dieser Problematik hingegeben hatten, wartete der Schweizer Fußball- und Alltagsphilosoph U. Fischer bei der Pressekonferenz vom Spiel mit allerhand Weisheiten auf, die mir des Mitschreibens würdig waren.
Es tat mir ausgesprochen gut, Urs Ausführungen zu folgen. Denjenigen das Vertrauen zu schenken, die zur Verfügung stehen, erscheint mir längst nicht nur aufm Platz angebracht. Genauso die Herangehensweise, all das bestmöglich zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann! Das hilft nicht nur beim Berufsfußball zig Mal mehr, als sich voller Energie ins Hätte-Könnte-Müsste zu verstricken. Beeindruckend auch seine Bemerkung, all jene Bestimmungen bestmöglich umzusetzen, die uns helfen. Diese simple Darlegung ist nicht weniger als der perfekte Leitfaden fürs geistige Überleben im wuchernden Dschungel der Verordnungen!
Dass sich unser Trainer aus strategischen Gründen nie tief in die Karten blicken lässt, liegt auf der Hand. Als besonders wohltuend empfinde ich, dass er sich konsequent handelsüblichen Phrasen verweigert. Geradezu philosophisch seine Antwort auf die Frage, ob wir aus seiner Sicht in Leverkusen Favorit oder Außenseiter seien: „Wir brauchen einen außerordentlich guten Tag, um hier etwas mitzunehmen.“ Genau so sah ich es auch. Leverkusen wäre selbst ohne Robert Andrich eine verdammt starke Truppe, und uns fehlen mit Taiwo und Sheraldo mindestens zwei absolute Aktivposten.
Dennoch sah Urs unser Glas halbvoll, und ich danke ihm herzlich für sein Bekenntnis: „Wir sind gewillt, zu gewinnen!“ Wohingegen ich Hasenfuß einen Punkt als das höchste der Gefühle ansah. Dass auch ich vor Anpfiff in die richtige Vorkampf-Stimmung kam, dafür sorgte der Beginn der Pressekonferenz dieser Bayern vom Effzeh aus Laberkusen, ein offenbar lustiges Völkchen. Von allen mir bekannten Versprechern war dieser der unbedarft blödeste aller Versprecher.
Aufm Platz gibt’s kaum Geplänkel. 4. Minute, Leverkusen ist durch – Marvin klärt souverän. Drei Minuten später kommen sie gefährlich über rechts, wieder weiß unsere Abwehr die Antwort. In der Neunten ein Gewusel im gegnerischen Strafraum, leider können wir kein Kapital draus schlagen – und schon wieder greift die 407,95 Millionen Marktwert-Truppe an. Kopfball aus bester Position – Luthe! Den Chor müssen wir uns denken, in der Leverkusener Turnhalle verhallen nur die Rufe der Akteure und Trainer.
Am Ende der nächsten gegnerischen Attacke war unsere Abwehr möglicherweise telefonieren, aber unser Schlussmann klärt souverän zur Ecke. Wieder kann ein Gegner frei köpfen, zum Glück nebens Tor. Als der Gegner einen Freistoß aus bester Position erhält, erweist er sich als angenehm ungefährlich bei Standards. Nun fast ein Konter unserer Fußballgötter, doch das vermaledeite Umschaltspiel klappt noch nicht optimal. Schrecksekunde in der 26.: Niko Gießelmann muss nach muskulären Problemen das Feld verlassen – gute Besserung, Fußballgott!
Der Gegner schnürt uns weiter in der eigenen Hälfte ein, Ecke, Freistoß, Ecke – zum Glück können die Pillen-Millionäre tatsächlich keine Standards. Dann hakt unser Fernsehbild – und prompt erklingt in dieser Turnhalle bei Köln Konservengedudel. „Halbzeit?“, fragt Freund Sam. „Nee, die führen“, muss ich antworten. Das war zu erwarten und musste ja irgendwann so kommen angesichts der teilweise wirklich drückenden Überlegenheit der Hausherren – und Union?
Sie erkämpfen eine Ecke. Schuss aufs Tor, der Keeper pariert! Zweiter Schuss, wieder ist er dran – doch der dritte Schuss ist drin, verdammt! Keine Tor-Hymne in der Halle, stattdessen Jubelschreie in unserem Zimmer. Union ist zurück – und wie! Mit diesem aus meiner Sicht sensationellen Zwischenstand geht’s in die Pause. Die da beschossen unser Tor mehr als doppelt so oft wie unsere das ihre, und unsere Fußballgötter waren 2,5 Kilometer mehr gelaufen – Eisern Union!
Zweite Halbzeit, Freistoß Leverkusen in unserer Hälfte. Aus ihm entsteht ein Eiserner Konter – schade, der entscheidende Ball kommt nicht an. Kurz drauf Freistoß für uns, halblinks in der gegnerischen Hälfte. Der Ball landet schließlich weit rechts bei unserem Käpten. Der befördert ihn in den Strafraum, wo Max Kruse lauert. Der behauptet den Ball, zieht ab – genau so, dass Grischa „nur“ seinen Fuß in dessen Flugbahn stellen muss. Das Netz zappelt ausgelassen, wir ebenfalls – Union dreht das Spiel!
Und gleich geht’s weiter, Union über rechts – super Idee, schade! Das Ganze gleich nochmal, der übernächste Angriff bringt uns eine Ecke. Jetzt sind ganz klar wir das spielbestimmende Team, und wie steil wäre das dritte Tor! Ein namenloser Leverkusener sieht Gelb, unsere nächste Attacke geht links am Kasten vorbei. Nun greift auch die Heimmannschaft mal wieder an, gefährlich, Luthe muss nach vorn abwehren! Der zweite Ball verfängt sich in Unioner Abwehr-Beinen, Gefahr gebannt!
Grischa schoss hier nicht nur zwei Tore. Auch am Boden kämpft er weiter um den Ball – und behauptet ihn, Eisern Union! Unsere stürmen vor, Kruse haut das Ding an die Latte! Hätte er lieber abspielen sollen? Geschenkt! Weiter geht’s hin und her, schon ist die zweiundachtzigste Minute erreicht. Da passiert es. Zum wiederholten Male kommt der namenlose Gegenspieler zum Kopfball – und dieses Mal hat Luthe keine Chance. Ausgleich, Konservengedudel, weiter geht’s.
Die im Waldmeister-Trikot auflaufenden Eisernen bleiben das gefährlichere Team. Sie lassen noch etliche knallharte Angriffe vom Stapel, einer davon landet am Pfosten. Nur rein will der blöde Ball nicht mehr, na und? Als der Abpfiff ertönt, haben wir den 28. Punkt im Sack, aus dem hier beinahe verdiente drei geworden wären. Das alles gegen diese stinkreiche wie gefährliche BSG und unter den uns gegebenen Voraussetzungen, Eisern Union allen Aktiven auf und neben dem Platz, das war eine super Leistung!
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024