Der Kampf um den Platz – Ärger vorprogrammiert

Kampf und Diskussionen um den eigenen Platz

Bildquelle: Web-Schneiderei UG [], (Bild bearbeitet)

In den letzten Wochen kamen unter Unionern immer häufiger Diskussionen rund um das Stadionerlebnis im Berliner Olympiastadion auf. Teils konnte man sehr hitzige Diskussionen vorfinden, die hier und da davon geprägt waren, wenig bis gar kein Verständnis für die jeweils andere Seite aufwiesen. Ich für meinen Teil hatte mich aus diesen Diskussionen herausgehalten, da mir bis gestern eigene Erfahrungswerte völlig fehlten.

Gestern war es dann jedoch so weit, denn gegen die SSC Neapel hatte ich für mich und meinen Liebsten Karten ergattern können. Mensch, was bin ich froh, dass man nicht nachts am Zeughaus anstehen muss, um eine der begehrten Tickets zu bekommen. Dafür geht es oftmals im Onlineshop drunter und drüber. Geschenkt, denn so leicht lassen wir uns nicht stressen.

Anreise mit Auto & ÖPVN ein echtes Abenteuer

Nun gut, die Tickets hatte ich also und sehr bewusst wählte ich den Oberrang in der Nähe des Marathontors. Bei einigen Nachfragen anderer Unioner, kam ich zum Entschluss, Karten für einen Block auszuwählen, bei dem die Plätze klar sein sollten. Für jemanden, der mittlerweile Probleme mit einer gewissen Enge und Massen an Menschen hat, war dies also die optimalste Lösung. Die Anreise war grauenhaft, aber eben auch ein wenig selbst verschuldet. Was reise ich auch aus der Ecke um Schmöckwitz mit dem Auto an? Allerdings habe ich schon hier und dort erfahren, dass die Anreise mit dem ÖPVN auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei war.

Wie dem auch sei, wir fanden am Stadion einen Parkplatz, auch wenn sich später herausstellen sollte, dass wir uns frecherweise am Taxistand eines Parkplatzes bedienten. War für mich nicht ersichtlich. Die Karre wurde allerdings weder abgeschleppt noch bekam sie ein Knöllchen verpasst. Glück gehabt also.

Wenn die Ordner nicht mit sich reden lassen und überfordert sind

Rauf aufs Stadiongelände und unseren Block gesucht. Da wir zwei Stunden lang im zähflüssigen Verkehr der Autobahn standen, waren wir wenige Minuten nach Anpfiff im Block. Ich war da schon dezent genervt, aber okay, du bist immerhin im Block. Genauer gesagt, standen wir auf den Treppen des Ganges. Zunächst gab es keine Chance, unsere gebuchten Plätze zu erreichen. Wir nahmen es erstmal locker hin.

Richtig nervig wurde es, als diverse Ordner, die nach ihrem Aussehen zu beurteilen, nicht älter als 15-17 Jahre alt sein können, stoisch darauf hinwiesen, man möge die Gänge freihalten. Ich habe absolutes Verständnis dafür. Allein schon aus Gründen der allgemeinen Sicherheit. Nur das WIE man mit einem kommunizierte, ging mir gehörig auf die Ketten.

Stoisches Verhalten nervt einfach nur

Man merkte sehr schnell, dass sie keine Ordner waren, die auch bei uns im Stadion An der Alten Försterei ihren Dienst leisten. Der Ton war völlig unterirdisch und ich persönlich weigerte mich, mich von so einem Stift dusslig anmachen zu lassen, obwohl ich trotz puren Stress noch immer ein Lächeln auf den Lippen beibehalten sollte. Die Stimmung kippte, als man erneut barsch darauf hingewiesen wurde, seinen Platz einzunehmen.

Auf die Frage, wie man denn diesen gebuchten Platz erreichen solle, wenn man auf den Treppen bereits fast kaum Platz hatte, kam lediglich die Antwort: „Bitte gehen Sie zu Ihrem Platz und machen die Treppe frei!“. Ja sorry, würde ich gerne, ging nur nicht. Unser Nachwuchs hatte da bereits angefangen, leicht panisch zu werden, da sie diese immense Nähe und der fehlende Platz kaum noch ertragen konnte.

Berliner Freundlichkeit inklusive

Leute, was soll ich sagen? Diese Diskussionen wurden ja in den letzten Wochen nicht ohne Grund von vielen von Euch geführt. Nun hatten wir auch genau diesen Salat, wie Ihr ihn erleben musstet. Hatte ich eine falsche Vorstellung dessen, wie es ablaufen würde, wenn ich mich bewusst für platzgebundene Karten entscheide? Mein Vorschlag, der Ordner solle uns zu unseren Plätzen führen und den anderen es klar machen, dass sie an den falschen Plätzen stehen, wurde völlig überfordert ignoriert.

Mit "Berliner Freundlichkeit“ versuchte ich ihm zu erklären, wenn er das nicht hinbekommt, auch wenn er der Meinung sei, es wäre nicht sein Problem, dann solle er einen anderen vollblubbern, den Rand halten und mich weiter supporten lassen. Ich möchte Union sehen, atmen und spüren, wenn ich bei einem Spiel dabei bin und mich nicht zutexten lassen.

Unioner finden oftmals zueinander

Wir sind dann irgendwie zu unseren Plätzen durchgedrungen, alleine schon, da unser Nachwuchs mittlerweile es kaum noch aushielt im dichten Gedränge unter Unionern. Am Platz angekommen, gab es gleich die nächste Diskussion. Es kam zu unschönen Diskussionen – in der Halbzeit hatte man sich gegenseitige Entschuldigungen ausgesprochen und die Welt war dann in Ordnung. An dieser Stelle möchte ich auch darauf hinweisen, dass es letztendlich doch Unioner sind, die sich auf die Grundwerte unseres Zusammenseins im Zusammenhang mit unserem Verein besinnen und ihr eigenes Verhalten reflektieren, wozu auch unser Verhalten zählt. Das war ein echtes Highlight.

Die Diskussionen um die Plätze, die man gebucht und auch nutzen möchte, verstehe ich mittlerweile. Ich verstehe den Frust jener, die ihre Plätze dann nicht nutzen können. Würde jeder seinen Platz einnehmen, dann hätten wir diese Probleme und diese unsägliche Diskussion nicht. So funktioniert die Welt aber nicht, was sehr schade ist.

 

 

Organisation war komplett daneben

Die Organisation im und um das Stadion empfand ich abermals als schrecklich. Wie kann ich Ordner einsetzen, die sich weder durchsetzen noch mit sich reden lassen? Das waren teils halbe Kinder bzw. Jugendliche – so jedenfalls mein Eindruck. Ich möchte dann auch nicht dämlich zuglabert werden, wenn ein Blinder mit dem Krückstock bereits erkennen kann, dass man die Treppen nicht freihalten kann, so gerne man es auch möchte.

Natürlich tut es mir dann auch im Nachgang leid, wenn einer dieser Ordner meinen Frust abbekommt. Auf der anderen Seite gehört es für mich auch dazu, offen zu sein und in den Dialog zu gehen, einander zuzuhören und schnelle Lösungen zu finden. Wenn man aber dazu in keiner Weise gewillt ist, seine Verantwortung von sich schiebt, ja dann haste solche Diskussionen. Diese münden dann in weiteren Ärger unter Unionern, die leider auch nicht wirklich dazu beitragen, solche Situationen zu vermeiden.

Einigen platzte der Kragen

Wir haben gestern eine Dame erlebt, die in voller Panik, weinend und schreiend versuchte, aus dem Block zu gelangen. Solche Bilder sind nicht schön. Weder für sie als auch für andere. Und so etwas muss nicht passieren. Die Nerven lagen teils blank. Eine weitere Dame sprach einen anderen an, der ihren Platz in Beschlag nahm. Dieser reagierte erst gar nicht, was bei ihr nach einer Weile einen halben Wutanfall auslöste, wo von der ganze Block was hatte. Ich kann ihre Reaktion verstehen. Verstehen kann ich es nicht, dass man sie komplett ignorierte.

Sie hat sich am Ende glaube ich durchgesetzt. Einige verstehen halt nicht, warum man sich darüber aufregt und auch ich gehörte vor dem gestrigen Abend dazu. Wenn man aber aus diversen Gründen solche Plätze bucht, dann sollte dies auch respektiert werden. Wer die freie Platzwahl liebt, der findet eben jene Blöcke, in denen es möglich ist. Es würden sich so viele solcher Situationen vermeiden, wenn man ein wenig mehr Acht auf sich und andere geben würde.

Eigene Spieler anfeinden geht gar nicht

Ich habe gestern auf der Rückfahrt dieses Thema immer wieder begonnen, weil es mich so unglaublich geärgert hatte, wie Ordner mit einem umgehen. Du merkst schon den Unterschied, ob Jungs und Mädels sind, die bei uns im Wohnzimmer tätig sind oder eben nur welche sind, die mit der AF nichts am Hut haben. Diese unsäglichen Momente hatte ich nicht mit unseren Ordnern, dies sei am Rande erwähnt.

Ich für meinen Teil verstehe jetzt die Intentionen und die Gründe, wie es überhaupt zu so viel Gesprächsstoff bei diesem Thema kommen kann. Für mich ist allerdings auch klar, dass ich mir diesen Stress im Olympiastadion nicht mehr geben werde. Es zerrt nur an meinen Nerven, macht mich in diesen Momenten wütend und dies ist es mir nicht wert. Wenn du dann noch solch Klappspaten hast, die nach nicht mal 10 Minuten unsere Spieler als „Opfer“ und „Spasten“ beschimpfen, jenen darauf ansprichst und dem das völlig egal ist, dann habe ich noch weniger Bock, mich auch noch mit denen auseinanderzusetzen.

Respekt ist der Schlüssel zur Nächstenliebe

Was bleibt also unterm Strich? Ohne gegenseitigem Respekt geht es nicht. Der Ton wird rau bleiben und man geht sich weiterhin verbal an die Gurgel. Das ist nicht meine Welt. Ich muss sagen, dass ich frustriert bin. Nicht wegen des Ergebnisses, sondern wirklich wegen des Drumherums. Es geht mir auch nicht darum, dass ich sitzen möchte, aber die Gelegenheit zu haben, ist schon nicht so unschön.

Es geht auch eher um diejenigen, die vielleicht gar nicht so lange stehen können. Ihnen wird diese Möglichkeit bewusst genommen, weil man sich auf Plätze stellt, für die man keine Karte erworben hat. Der eine oder mag das kleingeistig finden, ich finde es respekt- und empathielos. Dass man aber auch noch vor Abpfiff das Stadion verlässt und nicht mal die Mannschaft verabschiedet, ist die Krönung des Ganzen. Es ginge definitiv auch anders. Und hier geht es in keiner Weise darum, dass es sich um altehrwürdige Stammplätze handelt, die jemand seit Jahren oder gar Jahrzehnten nutzt. Es geht um das Miteinander, den Blick auf den anderen, Empathie, Respekt und eine gewisse Fürsorge an den Tag zu legen. Diese Situation dürfte gestern erneut abermals passiert worden sein. Ganz gleich, in welchem Block.


Saison 2023/2024

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