Frank Nussbücker: Union Berlin mit Pleite gegen Augsburg - Das ist kein Puppenspiel

Bildquelle: PuDDing2k9 [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Nach 3 Tagen Winterpause nun ein Spiel, bei dem es mir gleich noch mehr wehtut, nicht im Stadion zu sein. Die letzten drei Begegnungen mit dem FC Augschburg waren für mich und etliche andere Unioner weit mehr als das Spiel unserer Fußballgötter auf dem Rasen. Vorletzten Sommer drei Tage Party und unser erster Auswärtspunkt in Liga 1. Zur Rückrunde ein Sieg unserer Mannschaft nebst anschließendem Konzert draußen im Rübezahl.

Zum Eröffnungsspiel dieser Saison rockten Augschburger und Berliner Musiker gemeinsam auf der Spree, von Mitte aus gen Köpenick. Als ich General Seckler und die anderen Augschburger gegen Abend im Coé wiedersah, hatten die 3 und wir null Punkte im sprichwörtlichen Sack. Dem gemeinsamen Abfeiern unserer Fußball-Beklopptheit tat das keinerlei Abbruch. Ja verdammt, unser Fußball ist verdammt viel mehr als das Ergebnis aufm Platz!

Wir das Spiel, die das Tor

Nun also los, ab zum Fernseh-Fußball, Folge viel zu viel: Unsere gehen nach vorn, Becker über rechts, holt die erste Ecke heraus. Käpten Trimmel findet einen Kopf, der Ball geht leider klar daneben. Nun dauert es ein paar Minuten, bis unser Käpten für Becker durchstecken will -zweimal fangen die Augsburger den Ball ab. Bringen sie einen Konter? Nein, diesmal sind wir dazwischen. Kurz drauf schießt Robert Andrich nebens Tor.

Es dauert 16 Minuten und 18 Sekunden, bis die Hausherren ihren ersten Konter zu Ende spielen: Weiter Abschlag von Rafal, eine Zwischenstation im Mittelfeld, dann sind Gegner und Ball direkt vor unserem Kasten. Andreas Luthe hat keine Chance. So ist das eben: Wir machten das Spiel, der Gegner das Tor. Und schon wieder geht es in unsere Richtung, der Schuss geht in Luthes Arme. Unsere erarbeiten eine Ecke, Augsburg verteidigt sie leider gut.

Es geht doch!

Knapp 23 Minuten sind gespielt, da hat auch Augsburg seinen ersten Eckball. Auch der bringt nichts, der zweite Ball geht weit übers Tor. Nun wieder Angriff von Union. Awoniyi im gegnerischen Strafraum. Er kommt nicht durch, aber behauptet den Ball, gibt zurück auf Ingvartsen – und der zimmert ihn, unhaltbar wie das erste Tor, ins rechte Eck, jawollja! Endlich mal wieder jubeln. Da ich bei meinem Nachbarn bin, brauche ich das nicht mal allein zu tun, Eisern!

Jetzt dranbleiben, notiere ich in meinem Kopf. Nichts überstürzen, aber dranbleiben, Männer! Augsburg greift an, wieder mal weit übers Tor. Als unsere das nächste Mal vors gegnerische Gehäuse ziehen, wird der Bildschirm schwarz. Mist verdammter, Fehlersuche! Als wir wieder was sehen, zeigt Robin Knoche ein schmerzverzerrtes Gesicht, und Augsburg hat Eckball. Bald drauf Pause.

Die Außenbahnen sind dicht

Durchgang 2 beginnt mit einem Paukenschlag. Angriff Augsburg über rechts, Schuss aufs Tor. Luthe wehrt nach links ab, wo leider der Schütze des ersten Tors lauert. Davor hatte dieser „elende“ Niederlechner ewig nicht getroffen, doch nun kann er vorbei an zwei zu spät kommenden Unionern die Murmel ungehindert über die Torlinie drücken. Mist, verdammter, wir liegen schon wieder hinten!

 

 

Wie im Eröffnungsspiel AdAF hatte es für mich nach unserem Ausgleich so gut für unsere Mannschaft ausgesehen. Und wieder hatte uns Augsburg bestraft! Freistoß Union – fett in die Mauer! Der nächste Angriff endet mit einer Abseits-Entscheidung. Prömel bleibt hängen, über beide Seiten keinerlei Durchkommen in den Augschburger Strafraum! Dann mal wieder eine Ecke. Prömel schreit auf, der Augsburger Torschütze ist ihm unbeabsichtigt voll auf den Fuß getreten, Schiri Felix Brych geht Video kieken.

Elfmeter mit Spätfolgen

Der Fall liegt ähnlich wie vor unserem 2:2 gegen VW: Keine Absicht, aber strafbar. Nicht so undurchsichtig wie typische Entscheidungen des Verbandes, sogar recht klar: „Akademischer Elfmeter“ nennt es der Kommentator treffend. Blödes Regelwerk, gefällt mir nicht, aber warum sollen wir nicht auch mal Glück haben. Ingvartsen gegen Gikiewicz heißt das Duell, das auch uns jetzt das 2:2 bringen könnte. Marcus läuft an, schießt nicht all zu scharf – und Rafal wehrt das Ding ab, gibt’s denn sowas?

Kurz drauf Riesenchance Union, aber auch die kratzt Gikiewicz raus. Becker behauptet geradeso einen schwierigen Ball, aber mehr als das Außennetz ist nicht drin. Klarer Fehlpass im Mittelfeld, zum Glück ohne Konsequenzen. Kurz drauf kassiert unser Käpten jene Gelbe, die ihn beim nächsten Spiel auf die Tribüne verbannt. Weitere Fehlpässe bringen den Gegner wieder vor unser Tor.

Müde Recken kämpfen bis zum Schluss

Das Spiel ist noch lang genug. Doch es wird zusehends eines, dass wir auch in 100 Minuten nicht gewinnen könnten. Fehlpässe und Missverständnisse im Mittelfeld häufen sich – auf beiden Seiten, aber wir liegen hier klar vorn. Und es bleibt dabei: Über beide Flügel kein Fatz Durchkommen. Urs wechselt, was er wechseln kann, doch es bleibt dabei. In der dritten Minute der Nachspielzeit verpasst Käpten Trimmel den Ball halbwegs knapp …

… Halb gefrustet, halb erlöst vernehme ich aus weiter Ferne den Schlusspfiff. Ein Gefühl, wie schon ewig nicht mehr. Liebe Europa-Träumer, wir sind in der Realität. Unser Weg ist steinig, die Mannschaft erschöpft. Wie viele Kilometer rannten sie bis jetzt mehr als der Gegner? Heute liefen die Augsburger weiter, was ich keinem unserer Spieler ankreide. Bitte kommt schnell wieder zu Kräften, wir stehen hinter Euch in dieser großartig bitterbösen Spielzeit – und eines Tages auch wieder leibhaftig, wie es sich gehört, wie wir das brauchen! Der nächste Samstag wird hart, ohne die Verletzten, ohne Hübi, ohne den Käpten, Eisern heißt dit!


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