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Bildquelle: Asanka Schneider [], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Union Berlin hat im spannenden Aufstiegskampf der 2. Liga einen echten Big Point eingefahren. Die Eisernen behielten im Duell mit dem direkten Konkurrenten Hamburger SV vor heimischer Kulisse verdient mit 2:0 die Oberhand. Grischa Prömel und Robert Zulj schossen die Köpenicker auf den 3. Rang und den HSV tiefer in die Krise.
Apropos Krise: Auch wenn es sich beim Aufeinandertreffen angesichts der Tabellenkonstellation um ein echtes Spitzenspiel handelte, erinnerte die Ausgangslage eher an einen Krisengipfel. Schließlich war der 1. FC Union vor dem HSV-Spiel seit fünf Spielen sieglos geblieben, der Bundesliga-Absteiger wartete gar sechs Partien auf einen Dreier. Nun ist die Durststrecke der Hanseaten nach der Pleite in Berlin auf sieben Spiele angewachsen.
Während der Frust an der Elbe weiter wächst und die Mission direkter Aufstieg mehr denn je auf wackligen Beinen steht, haben die Aufstiegshoffnungen der Eisernen reichlich neue Nahrung erhalten. Mit viel Leidenschaft und Willen hielten die nervenstarken Eisernen dem Druck stand und kaufte den enttäuschenden Hamburgern den Schneid ab. „Das war ganz wichtig heute. Wenn wir verlieren, ist alles vorbei“, erklärte Torwart Rafal Gikiewicz. „Wir haben große Cojones gezeigt, unsere ganze Qualität.“
Als Dritter hat der 1. FC Union bei noch drei verbleibenden Spielen nun das Erreichen der Aufstiegsrelegation wieder in der eigenen Hand, wenngleich der punktgleiche HSV nur aufgrund des um 13 Treffern schlechteren Torverhältnisses auf den 4. Platz verdrängt wurde.
Im natürlich mit 22.012 ausverkauften Stadion An der Alten Försterei erwischten die Hausherren, die von Trainer Urs Fischer mit einem ungewohnten 4-4-2-System mit Raute aufs Feld geschickt wurden, den besseren Start und waren vom Anpfiff hellwach. Schon nach wenigen Sekunden bot sich für Sebastian Andersson nach Vorlage von Suleiman Abdullahi die große Chance zum Führungstreffer, doch der Schwede verzog deutlich. Die gute Startphase machte dem Union-Anhang Mut, allerdings war das Geschehen auf dem Rasen von vielen Fehlern und hoher Intensität geprägt. Viel Topspiel bekamen die Zuschauer auf den Rängen nicht zu sehen.
Dafür aber einen Hamburger SV, bei denen der suspendierte Lewis Holtby nicht im Kader stand und Stoßstürmer Pierre-Michel Lasogga auf der Bank schmorte, der in der 18. Minute die Riesenmöglichkeit zur Führung in Person von Kapitän Aaron Hunt kläglich versemmelte. Der Spielmacher jagte das Leder aus kurzer Distanz freistehend weit über das Union-Gehäuse. In der Folge erspielte sich der ehemalige Bundesliga-Dino mehr Vorteile und verbuchte durch Bakery Jatta (31.) den nächsten Hochkaräter, den Torwart Gikiewicz aus wenigen Metern mit dem Kopf zunichtemachte.
Die ersten 45 Minuten waren aus Köpenicker Sicht von Kampf und Giftigkeit in den Zweikämpfen geprägt. Die Rothosen fanden dagegen kaum ein Mittel. Das sind genau die Tugenden, die man beim 1. FC Union Berlin öfter sehen möchte. Kampf, gesunde Aggressivität und Willen. In der zweiten Halbzeit sollte dann auch die Post abgehen!
Abdullahi bedrängte Gideon Jung und luchste dem sich tölpelhaft anstellenden HSV-Verteidiger den Ball ab. Der Stürmer hatte den Blick für den mitgelaufenen Robert Zulj, der mühelos zum 1:0 einschieben konnte (46.). Danach herrschte pur Ekstase in der Alten Försterei und das aktivere Union Berlin war nun endgültig am Drücker.
Und der HSV? Die Nordlichter verfielen nach dem Gegentor in eine Schockstarre und hatten Glück, in der Folgezeit einige knifflige Situationen unbeschadet zu überstehen. Die Gäste fanden offensiv überhaupt nicht mehr statt, sodass sich HSV-Coach Hannes Wolf nach einer knappen Stunden gezwungen sah, Lasogga einzuwechseln, der in den vergangenen Jahren schon öfter die Kohlen aus dem Feuer holte. Doch auch der bullige Stürmer konnte dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken.
Stattdessen verzeichnete der 1. FC Union ein klares Chancenplus und wusste vor allem die vielen Freiräume auf den Außenbahnen zu nutzen – allerdings lange Zeit ohne durchschlagenden Erfolg. So ließen Andersson nach Vorlage von Ken Reichel (71.) und Abdullahi (72.) gute Möglichkeiten für den vorentscheidenden zweiten Treffer liegen.
Somit blieb es weiter spannend und aus Ergebnissicht der HSV weiter im Rennen. Doch in der 84. Minute besorgte Grischa Prömel mit einem Sonntagsschuss das erlösende 2:0. Der Mittelfeldmann eroberte sich die Kugel und setzte diese aus rund 20 Metern vom linken Strafraumeck mit einem satten Schuss und der Hilfe des rechten Innenpfostens in die Maschen!
Der Drops war endgültig gelutscht und die Rothosen geschlagen. Union-Coach Urs Fischer war nach dem schwachen Auftritt beim 1:1 in Fürth aus der Vorwoche mit dem kämpferischen Auftritt seiner Mannschaft zufrieden. „Wir haben die richtige Antwort gegeben. Vor allem die Art und Weise war wichtig“, freute sich der Schweizer. Gegenteilig die Stimmung bei HSV-Trainer Wolf: „Ich bin total enttäuscht über die Rückrunde, die wir spielen. Das ist viel zu wenig.“
Union Berlin wollte in diesem richtungsweisenden Duell den Sieg einfach mehr und war vor allem in der zweiten Halbzeit insgesamt heißer, präsenter und aggressiver. Und auch der Blick auf das Restprogramm schürt die Hoffnungen der Eisernen auf den lang ersehnten Bundesliga-Aufstieg. Am nächsten Sonntag gastiert die Fischer-Elf beim SV Darmstadt, bevor Abstiegskandidat 1. FC Magdeburg am vorletzten Spieltag in der Alten Försterei vorbeischaut. Zum Abschluss steht das Auswärtsspiel beim VfL Bochum auf dem Programm.
Die Eisernen sind zurück im Aufstiegskampf und dürfen tatsächlich weiterhin von der Bundesliga träumen. Beim Hamburger SV sieht es derweil nach der Pleite düster aus. Im schlimmsten Fall könnten die Hamburger sogar als Achter die Saison abschließen.
Wer: Christopher Busse (35)
Wann:16.11.2024