Frank Nussbücker: Union zeigt gegen Borussia Mönchengladbach sein Gesicht

Union Berlin Erfolg bei Gladbach

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Die Bayern hatten gepatzt, aber unsere Kontrahenten aus Leverkusen, Freiburg, Mainz und Wolfsburg gepunktet. Nun mussten unsere Fußballgötter im Borussia-Park zu Mönchengladbach ran, als letzte des Spieltags, zur Fan-unfreundlichen Anstoßzeit 19.30 Uhr am Sonntagabend. Bereits fünf Mal hatten wir gegen den einstigen Bundesliga-Giganten gewonnen, allerdings erst einmal in deren Stadion! Dass dies ausgerechnet letzte Saison passierte, gab mir ein klein wenig Zuversicht.

Doch war unser Motor gerade erneut ins Stocken geraten, wie würde es also diesmal laufen? Die 223-Millionen-Marktwerttruppe aus dem wunderschönen Wessiland war zumindest für mich der Favorit, ungeachtet dessen, dass es diese Saison nicht unbedingt optimal lief bei den Fohlen. Ja sorry, Mönchengladbach liegt im Westen Nordrhein-Westfalens, ich bin nun mal kein Ass in Geografie. Würden wir dort etwas reißen? Ganz ehrlich, ich alter Profi-Pessimist hoffte vor Anpfiff auf einen Auswärtspunkt.

Unsere stellen die Räume zu …

Offiziell um die 2.400 Eiserne auf den Rängen, doch zunächst höre ich nur das „Mönchengladbach olé“ der Heimfans. Unsere greifen über links an, werden abgewehrt. Doch Rani besorgt sich das Spielgerät, zieht aus über 20 Metern ab – deutlich drüber, aber ein Torschuss! „1. FC Union Berlin – und alle!“, höre ich zwischen den Gladbacher Gesängen. Langer Ball in die Spitze, doch es wird nichts draus. Becker gewinnt seinen Zweikampf, wird gefoult, Gelb für Borussia!

Auch die versuchen es über ‘nen langen Ball, am Ende landet das Spielgerät sicher in den Armen unseres Keepers. „Wo du auch spielst, ja wir folgen Dir…“, zumindest von der Melodie her. Dann aber, jetzt zweifellos angestimmt von unseren Auswärtsfahrern, erklingt unser Bundesliga-Aufstiegssong, gekontert von einem mit „Schalalalala“ beginnenden Gesang der Fohlen-Fans. Unsere stellen die Räume gut zu, Borussia muss hintenrum, immer wieder. Doppelpass von Rani & Sherry, leider wird nichts draus.

… und erkämpfen sich die bislang beste Chance des Spiels

Ballgewinn Union, wieder passt Khedira auf Becker, der setzt sich gegen 4 Gegenspieler durch, steckt zu Behrens durch – Außennetz, verdammte Axt! Beide Akteure liegen am Boden, Becker wurde möglicherweise gefoult, aber der Kölner Keller hat Sendepause. Unsere greifen weiter an, Borussia kassiert die zweite Gelbe. Wir haben Platz, werden abgewehrt – und wieder Becker! Sein Schuss von einem Gegenspieler abgefälscht, der Keeper kommt gerade noch rechtzeitig hoch, faustet den Ball raus – „die beste Chance des Spiels!“, begeistert sich der Kommentator.

Urs zeigt seinen Ärger, dann zollt er seinen Jungs Beifall. Die Fohlen wirken überrascht – und Unsere greifen schon wieder an: Juranović, Becker, Behrens, Abseitsfahne oben. Der Kommentator lobt gerade unsere schnellen Bälle aus sicherer Abwehr heraus, da greifen die Fohlen an, werden gestoppt. Strafstoß, Freistoß, gar nichts? Das VAR-Kollegium tagt, „Scheiß DFB“, schallt es im Wechselgesang von den Rängen. Am Ende dann doch Freistoß, unsere stellen die Mauer mit einem Liegenden. Die Mauer muss weg, ich meine, weiter nach hinten. Dann endlich der Schuss – ins Nichts.

 

 

Gegner im Griff und eine blöde Gelbe

Auch wir kassieren eine erste Gelbe, die zweite geht an Kevin Behrens, so fehlt er am Samstag gegen Leverkusen. „F-C-U-Fußballclub Union Berlin – F…“, vernehme ich die Unseren, während Robin Knoche mal wieder einen Gladbacher Angriff abfängt. Doch sie bleiben am Drücker, bis zum Offensivfoul. Beim nächsten Angriff fällt ein Fohlen in unserem Sechzehner, vom Schiri unerhört. Viel läuft hinten herum. „Ihr dürft gern auch mal angreifen!“, schimpft der Kommentator.

Wiederholt rutschen Spieler auf dem glatten Geläuf weg, das war vorhin auch Kevin so ergangen, er sah trotzdem die Karte. Kurz vor der Pause ein Freistoß für uns an der Strafraumgrenze: Quer, flach, Becker schießt einen Gegenspieler an, Halbzeit! Laut Statistik 3:4 Torschüsse, unsere liefen fast 3 Kilometer mehr, hatten seltener den Ball und gewannen 59 % der Zweikämpfe. Nahezu die ganze Zeit hatten Unsere den Gegner gut im Griff – schade nur, dass sie den Ball noch nicht reinhauten.

Superpass – und Sherry machts!

Weiter geht’s: Union greift an, Gladbach stellt zu. Dann jedoch kommt Käpten Rani zum Schuss – leider mit dem Außenrist, der Ball geht „weit nei bies“, wie man im Erzgebirge sagt. „Ein mühseliges Spiel“, seufzt der Radiomann, „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn“, erwidern unsere Auswärtsfahrer. Sie drücken weiter, Roussillon auf Becker, der geht zu Boden, dann flankt Juranović auf Behrens – mal wieder fast das Tor! Wird sich das rächen?, fragt der olle Mäkeltyp hinter meiner Stirn.

Wieder Behre, ein Gladbacher wirft sich rein. Langer Ball auf Roussillon, schade. Nun, er ist kein Stürmer – aber ein verdammt guter Spieler! Nahe der Mittellinie hat er Platz, weil sich drei Gegenspieler respektvoll in seiner Nähe aufhalten. Unser Mann zeigt Übersicht, passt weit und genau nach vorn, in den Lauf von Sheraldo Becker! Der setzt sich durch, zieht volley mit rechts ab – ins linke Eck, dass die Tormaschen lustig tanzen! Wie wunderbar, endlich belohnten sie sich und uns – wir führen im Borussia-Park!

Gladbacher Gegenwehr

Und weiter geht’s, wenn auch hintenrum, begleitet von „Damals mit Damir Kreilach, noch 2. Liga / Bald schon kennt ganz Europa unsere Lieder …!“ „Steht auf, wenn ihr Borussen seid!“, setzt das Heimpublikum dagegen. Und die Fohlen aufm Rasen ackern jetzt tatsächlich nach vorn! Ball ins Zentrum, ein abenteuerlich hoher Abwehr-Schuss, Ecke Gladbach. Die kommt rein, Kopfball, kurz darauf der nächste Eckstoß. Konter Union, doch der pfeilschnelle Sherry legt sich den Ball zu weit vor.

 

 

Die Trainer wechseln: 2x wir, 4 x Gladbach, wobei mir auffällt, dass der Stadionsprecher hier durchaus sympathisch rüberkommt. Kein Vergleich zu dem C-Marktbuden-Krakeeler in Ochsenbrausehausenburg. Wir schreiben Minute 72, als der Gegner unser Tor beschießt. Drei Meter daneben, aber sie wollen es jetzt, „schnuppern fast am Ausgleich“, wie es der Radiomann formuliert. Nächster Angriff, „Hand!“, ruft das Heimpublikum, Frederik begräbt den Ball unter sich. Kein Pfiff, kein VAR, weiter geht’s.

Wir haben einen Torhüter!

Und schon wieder wollen die Gladbacher auf den Rängen einen Schiri-Pfiff hören, den es nicht gibt. Ecke Borussia, das Spiel läuft jetzt konsequent in jene Richtung, die mir nicht gefällt. Befreiung, langer Ball auf Becker, der legt quer, Haberer schießt aus 20 Metern übers Gebälk, immerhin ein Gegenangriff! Wieder Gladbach, alle Spieler in unserer Hälfte, Ball aufs Tor, er wird lang und länger, um auf dem Netz zu landen. Haberer liegt in unserem Strafraum, Mediziner kommen, für ihn kommt Pantovic. Bitte keine Verletzung!

Auch Becker geht vom Platz, völlig ausgepumpt, platt wie ‘ne Flunder – aber er hatte sein Ding gemacht, danke! „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir…!“, und der Sieg ist jetzt gar nicht mehr sooooo fern! Angriff Gladbach, doch der Stürmer startete zu früh, erwischt den Ball nicht. Freistoß Gladbach, wunderbar zugestellt, Abstoß! Rani drischt den Ball nach vorn – bloß weg vom eigenen Sechzehner. Weitere Bälle auf unser Tor – Rønnow pflückt ihn aus der Luft.

Knoche gegen Friedrich – leider!

Unser Keeper schickt ihn lang auf den ins Spiel gekommenen Jordan, doch schon ist der Gegner wieder am Zug. Rani haut die Pille weg, doch schon wieder sind sie da. Kopfball rechts vorbei, Pfiffe des Heimpublikums, der ASK-Gesang von unseren Auswärtsfahrern. Gladbach muss seinen Stoßstürmer auswechseln, Abwehrmann Marvin Friedrich soll es für ihn richten. Bei uns kommt Käpten Trimmel für den wackeren Roussillon, natürlich inklusive Binden-Tausch mit Khedira.

Gladbacher Schuss – Rønnow! Auch Sven Michel ist jetzt dabei, er kam vorhin für Becker. Dann heißt es: Knoche gegen Friedrich – wie steil war es, als beide zusammen unsere Abwehr führten. Mitten in die Gladbacher Bemühungen der Konter von Union. Der Keeper ist noch in unserer Hälfte, Michel bekommt den Pass, zieht ab, netzt ein zum 2:0! Leider darf er sich nur wenige Sekunden lang freuen. Abseits, weil der Keeper vorn und nur noch ein Mann – lassen wir‘s! Der 1. FCU holt nach starkem Auftritt gegen einen zumeist harmlosen Gegner den verdammten Auswärtsdreier, Eisern heißt dit!


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