Frank Nussbücker: 3 Punkte und jut! Union versenkt mal wieder die Dose RB Leipzig

Union Berlin feiert Erfolg in Leipzig

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Müssen wir gegen das derzeit in Sachsen stationierte Fuschl-Konstrukt antreten, befällt mich nach wie vor Widerwillen. Mag es diese oder jenen langweilen, Isso! Als ich vor etlichen Jahren berufsbedingt das Buch „111 Gründe, RB Leipzig zu lieben“ las, merkte ich mir vor allem zwei Sätze. Deren Wortlaut: ‚Wir wollen das Event, nicht den Bolzplatz‘, sowie: ‚Entscheidend ist das Bekenntnis zur Marke Red Bull‘. Dass der Erfolg besagten Unternehmens massenhaft Claqueure anzieht, ist menschlich- ich find‘s trotzdem elendig.

Was mich zumindest menschlich etwas versöhnte, war jüngst ein Gespräch mit einem 20 Jahre jüngeren Anverwandten, den ich gut leiden kann. Er lebt in einer sächsischen Metropole, hat einen in NRW ansässigen Lieblingsverein und hegt nebenher Sympathien für die ganz in seiner Nähe spielende Brause-Filiale. Des Öfteren besucht er die nach denen benannte Arena, und ehe ich ihn mit grollendem Unterton fragen konnte, warum er und seinesgleichen ein so leises Eventpublikum sind, vertraute er mir an, was ihm im Stadion wichtig ist.

Konsum ist des Menschen Wille und Begleiter

Neben einem „guten Spiel“ der Kicker aufm Rasen gehört dazu vor allem eine freie Sicht auf selbigen: „Wenn ich’n Haufen Geld fürs Ticket ausgegeben hab, will ich da keine Fahnen vor mir haben.“ Singen die Fans auf den Rängen, findet er das ok, mitunter richtig gut, aber es ist ihm nicht wichtig. Hörte ich jemanden diese Worte in einem Endgerät sagen, würde ich gehörig die Nase rümpfen. Anders bei ihm – wie gesagt, ich mag den jungen Anverwandten. Er will eben nur Fußball kieken, wie Milliarden Menschen auf der ganzen Welt.

Auch ich bin in vielen Situationen dieses Lebens purer Konsument, ob bei Haferflocken, Rumkugeln oder nicht-kratzenden Beinkleidern – nur eben nicht bei meinem geliebten Fußballverein, als dessen Teil ich mich verstehe. Dass ich mit Union leide und triumphiere, durch Himmel und Hölle gehe hat – und das meine ich nicht wertend – so GAR NICHTS mit dem zu tun, was mein Anverwandter im Stadion sucht und findet. Dennoch sind wir beides stolze und (ich hoffe, unsere Kinder sehen es ebenso) liebevolle Väter, die auch sonst einiges gemeinsam haben.

Tote Ränge, aufm Platz versuchts das Konstrukt

Damit zum Spiel. Immerhin konnten wir die Brause-Claqueure bislang jedes Mal an die Wand singen und unsere Fußballgötter die für mich neuen „Die-da“ in den letzten beiden Begegnungen „in Serie“ besiegen, einmal sogar in deren Arena! Dennoch, es musste verdammt viel für uns richtig laufen, die Mannschaft konsequent ans Limit gehen und die Fuschler ohne Schiri-Geschenk bleiben, wollten unsere Mannschaft samt Stab und 4.586 Auswärtsfahrer Punkte aus der Stadt mit den Ochsen im gefühlten Wappen mitnehmen.

Es begann mit Totentanz auf den Rängen und einem früh angreifenden Salzburg/Nord: Schuss aus 20 Metern, Danilho wehrt ab, Salzburg baut neu auf. Ihre Claqueure machen größtenteils den Stimmungsboykott unserer Auswärtsfahrer mit. Was einige von ihnen singen, klingt so, als käme es von außerhalb des Stadions und vom Wortlaut her nach „Schalalalalalalala, Eisern Union.“ Fehler der Unseren, doch sie machen nichts draus. Bislang spielt nur das österreichische Konstrukt, allerdings noch ohne Torchance.

Fuschl schlägt zu

In Minute 10 ist Rani vorm gegnerischen Tor, aber leider allein- Dann kommt Doekhi, auf Behrens, weiter zu Becker, aber ein Flachgauer ist vor ihm am Ball, Ecke für uns. Jetzt singen die Heimzuschauer was wie „Auf geht’s, Salzburger Jungs“ – und einer ihrer Stars hat Platz! Den kann er jedoch nicht nutzen, denn „Union geht giftig gegen den Ball“, verrät mir der Radio-Kommentator. Weiter die Salzburger, bislang so langweilig wie ihre Zuschauer. Dann wird’s laut im Rund – unsere Auswärtsfahrer legen los:

Eisern Union“, „F-C-U!“, langer Ball auf Becker, Zweikampf, der Torwart haut die Pille weg. Salzburg geht vorwärts, Knoche verteidigt es weg, das Heimteam sucht eine Idee. Sheraldo knallt mit einem Gegenspieler zusammen. Beide liegen am Boden, stehen wieder auf, klären das Geschehene unter sich, jawollja! Das Heimteam versuchts mit hohen Bällen, die nicht ankommen. Dafür ein knackiger Distanzschuss aus 20 Metern: Frederik fliegt los, ist fast dran, doch der Ball zappelt in unserem Netz! Der Autohaus-Comedian am Brausefon lässt die Claqueure feiern, 1:0 für Fuschl am See.

Unioner stürmen vor

Direkter Gegenzug, Unsere erkämpfen einen Freistoß, doch noch läuft offensiv nichts Eisernes zusammen. Aber sie versuchen es jetzt zumindest, mehrere Male! Ecke für Salzburg/Nord, Geflipper in unserem Strafraum, Schuss – abgeblockt! Das war gefährlich, fast das 2:0 für die Österreicher! „He FC Union!“, schallt es von den Rängen, dazu Pfiffe der hier ansässigen Brause-Sympathisanten. Jetzt aber, Kevin Behrens zieht aus 6 Metern ab, doch der Torwart ist noch dran. Die Ecke wird uns verwehrt, das passierte den Fuschlern heute auch schon.

Sie kommen über rechts, doch Unsere machen die Räume eng, erobern das Spielgerät. Langer Ball auf Becker, doch der verliert den entscheidenden Zweikampf. Die Fuschler rücken vor, doch alle Unioner sind wieder hinterm Ball. Die Halbzeit endet laut Statistik mit 6:2 Torschüssen des Teams aus dem Salzburger Flachgau, aber nach dem Rückstand auch mit wacker angreifenden Unionern. Und das tun sie sogleich weiter, Behre aus 18 Metern, Flachschuss halbrechts, der Torwart pariert!

 

 

Endlich schlägts ein bei ‚denen da‘

Zweikämpfe über Zweikämpfe, „Jagen, Grätschen, Anschießen“, verdichtet der Kommentator die Szenerie. In Minute 57 kassiert Abwehrchef Robin Knoche Gelb, nachdem er die Wade seines Gegenspielers erwischt hatte. Kurz darauf wird er selbst angegangen, die Spieler mit den Ochsen auf der Trikotbrust stehen unseren an Robustheit nicht nach. Nun Doekhi, Knoche, hoher Ball – das Foul eines Gegners, ebenfalls mit Gelb geahndet, bringt uns einen Freistoß aus guter Position.

Juranović bringt ihn direkt, der Torwart boxt die Murmel in letzter Sekunde hinter seinen Kasten, Ecke! Die tritt Gießelmann, der Ball kommt zu Haberer – und ja verdammt, das Ding zappelt im Netz, Ausgleich in Minute 61, Eisern Union! Was ein Strahl, den Janik auspackte. Mit 101 km/h flog das Spielgerät in den Brause-Kasten. Kurz darauf tauscht Urs unseren Sturm aus, Jordy und Michel für Becker und Behrens, kassieren wir Gelb aufgrund unzulässiger Trikotagen-Haftung. Der Kommentator sieht uns näher am zweiten Tor. Ich hoffe nur, unsere Spieler hören das nicht, bitte bleibt dran!

Ausgerechnet „der da“!

Aber klar, machen sie ja – und was ist das? Ein Dosenspieler hatte im eigenen Strafraum die Hand am Ball – Elfer für Union, sollte das zur Abwechslung mal gutgehen? Robin Knoche schnappt sich die Kugel, während meine Zähne meine Fingernägel attackieren. Robin wirkt – zumindest für mich vorm Radio – verdammt ruhig, und was macht er? Knallt das Ding unter die Querlatte, null Abwehrchance für den Keeper, wir führen in der Ochsen-Arena! Unsere Mannschaft feiert das Ereignis vorm Gästeblock, Eisern Union!

„Jetzt dichthalten und mit Svenni auskontern!“, lese ich im Mittellinien-Chat. Rübenbrause wechselt doppelt, bringt seinen Diven-Mann und den markigen Schweden Forsberg. Schon haben wir Minute 77, von den Rängen höre ich unseren Bundesliga-Song. Salzburg/Nord bemüht sich, doch sie kommen nicht vor unser Gehäuse. Kaum schreibe ich‘s, tun sie genau dies – und ausgerechnet der Diven-Typ erzielt den Ausgleich, „mit seinen blauen Schuhen!“, wie mir der Kommentator verrät.

Es gibt ihn, den Fußballgott

Doppelwechsel Union, aber was höre ich da? Der VAR schaltet sich ein, der Schiri kiekt Fernsehen, Tor zählt nicht, wir haben Frei- statt Anstoß. Ich jubele, weil ich den Diven-Mann genauso wenig schätze wie seinen Arbeitgeber – und weiß doch ganz genau, wie sich eine solche Entscheidung für die Gegenseite anfühlt. Was solls, es geht um Punkte und die anderen sind eh nur Sympathisanten, abgesehen von den 21 Leuten dieses obskuren Rasenball e.V. s.

Das Team der Fuschler versuchts weiter, doch sie bleiben stets hängen. „Wer will da noch durchkommen!“, zeigt der Kommentator Mitleid mit unserem Gegner. 85. Minute, Ecke Fuschl, sie sind zu siebent in unserem Sechzehner – ein hoher Ball in Frederik Riis Rønnows Arme. Der hat nun gehörig Zeit, bis er das Spielgerät weit nach vorn in den Leipziger Himmel drischt. Sie foulen einen der Unseren, auch das bringt Zeit. Urs wechselt erst mal. Freistoß Fuschl aus 28 Metern, die Diva köpft ihn raus, aber gern doch!

42 Punkte – und weiter!

6 Minuten gibts obendrauf. Die ziehen sich auch deshalb endlos, weil der Diven-Mann mit Diogo Leite zusammenknallt und Letzterer behandelt werden muss. Ersterer hatte kurz zuvor Gelb gesehen, fühlte er sich da mal wieder vom Schiri auf den schicken Schuh getreten? Seis drum, denn nun wurde es gefährlich! Fuschl mit viel Platz, Schuss vors Tor, Kopfball des wuchtigen Schweden – vorbei! In Minute 8 der Nachspielzeit retten uns Frederik und Danilho auf der Linie, gefolgt von einem Union-Konter aufs leere Tor …

… Und Abpfiff! Die Mannschaft feierte vorm Gästeblock, genau wie jeder von uns an welchen Orten dieser Welt auch immer. 42 Punkte nach 20 Spieltagen, wie geil ist das bitte? Das Konstrukt wird’s verkraften, und es ist besser, wenn die Österreicher keinen Platz auf der hiesigen Meisterschale finden. Solln ‘se doch mit den Katar-Teams und anderen Aufgepumpten in Asien Fuschln. Sorry, lieber Anverwandter. Ein Sieg unserer Mannschaft und unserer Auswärtsfahrer – abgesehen von einem oberdumpfen Wutplakat rockten die mal wieder diesen unseligen Ort. Eisern Union, Du mein Verein!


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